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Prätorius, Hermann (d. 1883)

From Biograph
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Christlicher Bundesbote obituary: 1883 Jul 1 p. 103

Birth date:

text of obituary:

Der evangelische Heidenbote No. 6 1883.
enthält folgende erschütternde Nachricht:
Herr Inspector Prätorius
ist am 7. Aprill in Akra gestorben.

Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, aber du bist und bleibst Gott, unser Heiland.

Im evangelischen Missions-Magazin, Seite 255 heißt es:

Todesanzeige

Mit tiefbetrübtem Herzen machen wir unsern Lesern die Mittheilung, daß am 7. April Herr Inspektor Hermann Prätorius in Akra auf der Goldküste entschlafen ist, nachdem ein typhöses Fieber durch zweimonatliche Dauer seine Kraft aufgezehrt hatte. Mit freudiger Zuversicht war er im letzten Herbst ausgezogen, um das in kräftigem Gedeihen befindliche Missionswerk der Goldküste zu visitiren; mit frischer Kraft hat er in den ersten Monaten dort gearbeitet, und diese Arbeit hat bereits tiefe Furchen auf dem Missionsacker gezogen. Der Herr aber wollte sie noch tiefer ziehen, darum hat Er selbst durch lange u. schwere Krankheit für sein himmlisches Reich ausreifen lassen, und hat nun seinen Leib in die Erde Afrika's gelegt als ein Saatkorn, das noch viele Früchte bringen soll.

Der evangel. Heidenbote theilt noch folgende Nachrichten mit:

Akropong, 4. März 1883.

Nur mit einigen Zeilen möchte ich — schreibt Herr Secretär Wilh. Preiswerk — unsere gestrige Ankunft hier melden. Wir haben nun, Gott sei Dank, den Akem-Urwald hinter uns. Die 2 1/2 tägige beschwerliche Reise ging über Erwarten gut und hat dem lieben Herrn, Inspektor nicht geschadet. Freilich ist sein Zustand noch der Art, daß wir mit aller Entschiedenheit auf Ruhe und Enthaltung von jeglicher Arbeit dringen. Obwol periodisch, ja oft einen Tag lang fieberfrei, scheint ihn dasselbe doch noch nicht definitiv verlassen zu haben. An der General-Konferenz wird er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Theil nehmen, der Doktor ist entschieden dagegen, da er zu schwach und nervös zu angegriffen ist. Wir gedenken in einigen Tagen nach dem gesunderen Aburi aufzubrechen, damit er dort vollends der Erholung lebe. Allzulange wollen wir aber auch dort nicht bleiben, und da ohnedem seine Arbeit hier als abgeschlossen angesehen werden kann, so bewegen wir uns mit dem Gedanken in Bälde die Heimreise anzutreten.

Akropong, 12 März 1883.

Herr Inspektor ist am Samstag mit Dr. Mähly nach Aburi gereist, und will so allmählich in kleineren Etoppen die Küste und dann den Dampfer erreichen. Es war hier wenig Platz vorhanden der Schul- und General-Konferenz wegen, die heute beginnen soll, so daß er in Aburi besser Ruhe finden kann. Sein Schwächezustand hat sich hier nicht geändert; doch hören wir von Aburi, daß die Reise gut gethan habe. Von Arbeiten in Afrika wird keine Rede mehr sein können. Er hat sich allem nach vor Neujahr schon allzusehr überanstrengt. Dr. Mähly wird Herrn Inspektor bis nach Christiansborg, ja eventuell bis Freetown oder Teneriffa begleiten, doch wird die Heimreise jedenfalls nicht vor 14 Tagen geschehen. Br. Munz wird wahrscheinlich ebenfalls nach Hause gehen, da er erst kürzlich wieder ein zweites Gallenfieber gehabt hat.

Akra bei Christiansborg 24. März 1883.

Es geht Herrn Inspektor nicht besser, trotzdem daß wir seit dem 21. in Akra sind; was aber in Afrika nicht besser ist, — ist schlimmer. Wir fürchten in der That eine fatale Wendung. Nachdem es ihm in Aburi besser ging, bekam er einen Rückfall mit heftigem Schüttelfrost, der ihn dem Tode nahe brachte. Jetzt ist er wieder etwas besser, aber der Appetit fehlt gänzlich; Schleim wird ihm auf künstliche Weise beigebracht. Das Fieber scheint ihn gar nicht verlassen zu wollen, und so lange das nicht weg ist, wird es auch mit dem Magen und Gesammtbefinden nicht besser. Lange kann es so nicht mehr gehen. So wie er ist kann er nicht auf den Dampfer. Hier im luftigen Haus der Missions-Handlung hat er eine ausgezeichnete Pflege, wie sie auf der See nicht möglich ist und kann daneben die Seeluft gut genießen. In Aburi, wo es ihm einige Tage etwas besser ging, trat am Palmsonntag ein Schüttelfrost ein, der ihn bedeutend zurückwarf und uns das Schlimmste befürchten ließ; er hat dort das heilige Abendmahl genommen. Er ist bereit und vollkommen willig, den Weg zu gehen, den ihn der Herr gehen heißt. Es sind Zeiten voll Angst und Bangen, voll Hoffnung und Verzagen für uns. Was sollen wir dazu sagen? Was soll es aber auch heißen und bedeuten, daß in Zeit von 8 Wochen, gleichsam Schritt auf Schritt vor unsern Augen Vier ihr Leben lassen mußten! Wir können uns hier vorstellen, wie diese niederschlagende Berichte daheim entgegen genommen werden, und es thut mir leid durch die heutigen Zeilen neue Besorgniß wach zu rufen. Aber bei dem jetzigen Zustand des lieben Kranken ist Schonung in brieflichen Ausdrücken nicht mehr am Platz. Trotz alledem wollen wir das Gebet und die Hoffnung noch nicht aufgeben.

Akra, 27. März 1883.

Von einer Besserung kann noch keine Rede sein, im Gegentheil, das Fieber nimmt eher zu. Es ist nichts geringeres als eine Art typhöses Fieber. Kalte Bäder sind das einzige wirksame Mittel, er liebt sie sehr und ist geistig stets frischer, wenn er eine halbe Stunde im Bad sitzt. Dann stellt sich meist ein kurzer Schlaf von selbst ein. Ein Wendepunkt nach der oder jener Seite hin kann stündlich eintreten. Wir, Dr. Mähly, Br. Schopf und ich, theilen uns in die Nachtwache.

Akra, 5. April 1883.

Soeben 5 Uhr Morgens kommt der Hamburger Dampfer, der Geschwister Steiner, Weimer und Br. Munz mit nach Hause nehmen soll. Er geht direkt, wird also die letzten Nachrichten überholen. Herr Inspektor ist immer noch gleich, von einer Besserung ist keine Rede. Den einen Tag hat er weniger Fieber, fühlt sich etwas wohler und scheint geistig etwas frischer zu sein, den andern Tag steigt die Temperatur und der fühlt sich elender. Die kalten Bäder thun ihn jederzeit gut. Aber er ist nun schon 8 Wochen krank, was eigentlich in Afrika unerhört ist. Schleime mit Ei nimmt er im Magen und auf künstliche Weise in mäßigen Portionen auf. Ueber unserer Heimreise können wir noch gar nichts sagen. Es ist einfach nicht möglich jetzt mit dem so schwer Kranken an Bord zu gehen. Wenn aber das Fieber endlich doch nachlassen sollte, dann wird er sich bald erholen.

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