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Klassen, Johann P. (d. 1947)

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Christlicher Bundesbote obituary:1947 Jul 8 p. 9

Birth date:

text of obituary:

Aeltester J. P. Klassen ✝

Am 25. Mai trat der Tod das Krankenbett unseres lieben Aeltesten Johann Klassen und holte ihn im Auftrage des Allerhöchsten in die ewige Heimat ab. Die Todesstunde fiel in den Pfingstsonntag des laufenden Jahres — 1947. Das Herz tat um die dritte Stunde nachmittags den letzten Schlag — der Zeiger am Zifferblatt stand still und zeigte geheimnisvoll, wie von unsichtbarer Hand festgehalten, auf 3. —

Tiefe Stille breitete sich um den Toten und heiliger Friede legte sich groß und hehr aus unermeßlichen, ewigen Gefilden in die Züge des Entschlafenen. Vor der Bahre beugten sich in inniger Trauer die Hinterbliebenen. “Und der Engel . . . hob seine Hand auf gen Himmel und schwur . . . daß hinfort keine Zeit mehr sein soll.” — “Und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unseres Herrn.”

Dann began Ohm Jaun, der Vielgewanderte, seine letzte irdische Reise. Zuerst führte sie ihn in die stille Klause des Leichenbestatters in Vancouver. Hier schlief er in abgeschlossener Stille eine kurze Zeit. Dem eigenen Willen und auch den Wünschen seiner Gemeinde entsprechend, trat dann sein jüngster Sohn mit dem Vater die lange Totenfahrt nach Winnipeg an. Hier war seine Gemeinde und hier wollte und sollte auch ihr Hirte begraben werden.

Der Zug rollt durch die weiten Gefilde Kanadas. Durch das freundliche Licht des Tages und durch das geheimnisvolle Dunkel der Nacht. Die Räder rattern einen eintönigen Rhythmus, der Luftzug rauscht schaurig, schwer geht die Zeit . . . Und um den Dahinfahrenden kreisen mystisch die Gedanken derer, die ihn lieb haben und um seine Totenfahrt wissen. — Der Sohn aber hält still und tief bewegt an der Seite des Vaters die Totenwacht. So rollt Ohm Jaun auf der eisernen Strecke der Bahn seinem letzten irdischen Bestimmungsort entgegen.

In Winnipeg auf dem Bahnhof wird der Entschlafene in Empfang genommen und nach kurzer Fahrt durch die rauschende Stadt in einsamer Leichenhalle aufgebahrt. Das rötliche Licht fällt nun weich auf den Schläfer. Heiliger Ernst ruht im Ausdruck der Gesichtszüge. Nur ein leises Flüstern schwebt kaum hörbar durch den Raum. Ehrfurcht und Erschauern vor der geheimnisvollen Macht Gottes dämpfen die Stimmen. Und durch all das Schwere hindurch vernimmt man plötzlich ganz leise im Innern die Worte des Herrn Jesu: “In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.” — und “Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.”

“Brich an, du schönes Morgenlicht.
das ist der alte Morgen nicht,
der täglich wiederkehret.
Ein Licht von dem, Der ewig wacht,
durchbricht die lange, finstre Nacht,
ein Tag, der ewig währet.”

Am zweiten Tage nach der Ankunft der Leiche aus B. C. wird das Begräbnis gefeiert. Vor der St. Pauls Kirche werden zu hunderten die Autos aufgereiht. Von nah und fern strömen die Trauergäste ein. Im Kirchenraum sind die Bänke gefüllt. Bis auf den letzten Platz ist auch die Empöre besetzt. Das Licht des Tages fällt sanft wie Nebel in den dämmrigen Raum. Die Blumen leuchten hell aus prachtvollen Farben und legen sich warm und friedlich in die Sicht des Kanzelraumes. Im Mittlepunkt steht der Sarg mit unserem Aeltesten.

Die ihm das Abschiedswort geben sollen, nehmen ernst die Plätze ein, und bewegt singt alsdann die Gemeinde ein Lied, das der Verstorbene bei solchen Gelegenheiten oft selbst angesagt hat, und das er uns nun noch im Sarge sagen konnte:

Laßt zu meinem Herrn mich ziehen,
meine Seele eilt ihm zu:
wo die ew’gen Sonnen glühen,
wartet mein die Sabbatruh.
Wars auch schön in eurem Kreise,
von der Erde scheid’ ich gern.
Gnade gab der Herr zur Reise,
laßt mich ziehn zu meinem Herrn.
Laßt zu meinem Herrn mich ziehen.
Warum haltet ihr mich auf?
Aus der Fremde laßt mich fliehen,
nach der Heimat geht mein Lauf.
Salems Tore, Zions Mauern
sah ich schimmern schon von fern. . .
Liebt ihr mich, so laßt das Trauern,
laßt mich ziehn zu meinem Herrn.

“Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinberges zu seinem Schaffner: Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn.” — Es wird dieses wort, bestimmt durch die Trauerstunde, ergriffen und schlicht von Prediger J. J. Schulz zum Apsdruck [sic]gebracht. Eindrucksvoll liegt es auf der Versammlung. Ueber dem Sarge sehen wir nun den Abend gekommen . . . sehen den Herrn des Weinberges beider Austeilung des Auffehles . . . den Schaffner an der Ausrichtung des Auftrages . . . den abgeschiedenen Arbeiter . . . den gerechten Lohn . . .

Der Sängerchor singt nach der einleitenden Ansprache das Lied: “Ueber den Sternen, da wird es einst tagen . . . “

Nun verliest Aelt. Joh. Enns den Text für die Leichenrede: 1 Petri 1: 3 – 9 u. 13. 18. 19. 22. 23.

Mit warmen Worten spricht er zuerst davon, daß dieses Gotteswort herrliche Trostworte enthalte: das Wort von der großen Barmherzigkeit Gottes; das Wort von dem Sinn der Leiden; von dem Wert verborgener Liebe zu Jesus; von dem großen Trostwort von der Auferstehung und dasjenige von dem unvergänglichen Erbe. Einzelne Gedichte aus dem Buche “Die Aehrenlese” des Verfassers werden treffend und harmonisch zum Ganzen in die Rede gefügt. Somit dringen die Worte des Verstorbenen noch einmal in die Versammlung, und es ist uns im großen Kirchenraume, als ob Ohm Jaum aus dem Sarge mit seiner klaren, klangvollen Stimme zum letzten mal überzeugend und kraftvoll zu seiner Gemeinde spräche. Zu den Worten des Trostes aus dem herrlichen Schriftabschnitte kommen dann auch noch in der unserem gegenwärtigen Aeltesten eigenen Weise die Worte der Mahnung dieses Textes. Und dann schließt er mit dem Verlesen eines kurzen Berichtes über den Lebensgang des Verstorbenen.

Der Chor singt nun eines der Lieblingslieder des Aeltesten Emeritus: “Siehst du dort das Kreuz an der Wegscheide stehn? . . . Selig und gütig liegen Wort und Melodie auf der großen, stillen Gemeinde. Die Heiligkeit einer Totenfeier schwebt durch den Raum und das bewegte Gemüt. — “Siehe, darum mußte Christus leiden, damit du könntest selig sein.” sagt uns das Lied.

Der alte Prediger Joh. Driedger, ein naher Freund des Verstorbenen, von Pigeon Lake, verliest eindringend und tiefbewegt den Schlußtext: “Darum ist noch eine Ruh’ vorhanden dem Volke Gottes.” Hebr. 4, 9. Er führt erst im allgemeinen unser Suchen nach Ruhe und Frieden aus, weist dann darauf hin, daß eine selige Ruhe vorhanden ist, daß man aber zum Volke Gottes gehören müße, um auf diese Ruhe Anrecht zu haben, und daß wir glauben dürfen, daß unser von uns so geliebter und geachteter Bruder und Mitarbeiter zu dieser Ruhe Gottes gekommen sei.

Das letzte vom Chor gesungene Lied — es diente dem seligen Aeltesten zum Abschied, aber auch der hinterbliebenen Gattin und den Kindern zum Trost — war der ernsten Stunde voll entsprechend, wenn es austönte: “Gott wird dich tragen mit Händen so lind; Er hat dich lieb wie ein Vater sein Kind . . . “

Vom Fußende des Sarges aus wurden dann Abschiedsworte an den lieben, toten Aeltesten gerichtet von den Predigern der Schönwieser Gemeinde, von Aelt. D. Abrahams von der Schönfelder und Prediger Peter Heinrichs von der Lichtenauer Gemeinde und von den Predigern Abr. Unruh und Abr. Peters von der Menn. Br. Gemeinde.

Dann wurde die Leiche bis in die Vorhalle gebracht, und nun zog der Strom der Anwesenden vorüber und ein jeder von den Gekommenen nahm den letzten Eindruck von dem Verstorbenen mit. Abgeklärt und ernst trat Ohm Jaun seinen Gemeindegliedern und Freunden zum letzten mal in die Seele. Dann wurde der Sarg für immer geschlossen. Die Prediger der Gemeinde traten an den Sarg und hoben ihn — die Aeltesten D. Loewen und J. H. Enns schritten voran — und so begann der Leichenzug zum Friedhof. Tausende von Augen richteten die Blicke auf den Scheidenden. Ruhe sanft. Auf Wiedersehen, Ohm Jaun . . .

Auf dem schönen Brookside Kirchhofe heben die Söhne und Neffen den Sarg aus dem Leichenwagen und tragen ihn zum Grabe. An der Seite der Gruft liegen auf dem aufgeworfenen Erdhügel Kränze und Sträuße von Blumen. Langsam wird der Sarg ins Grab gelassen. Aelt. Enns spricht das Gebet und sagt mit zitternder Stimme die letzten Abschiedsworte.

— Dann wird es einsam. Erde deckt jetzt das Grab. Die Blumen umhüllen schweigsam den Hügel und leuchten mit zarten Farben in den hellen, sonnigen Frühabend. — “Kein Tod ist herrlicher, als der ein Leben bringt; kein Leben edler, als das dem Tod entspringt.”

“Ich lebe mich nicht aus;
ein Stücklein von, dem Leben,
das Christus mir gegeben
und in das Herz geschrieben,
steht da für Zeiten;
auch in den Ewigkeiten
lebt sich mein Herz nicht aus.”

Is. Klassen, N. Kildonan, Winnipeg.

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