If this site was useful to you, we'd be happy for a small donation. Be sure to enter "MLA donation" in the Comments box.

Toews, Johann (1803-1889)

From Biograph
(Difference between revisions)
Jump to: navigation, search
Line 42: Line 42:
 
In der Auswanderungsperiode nach Rußland stand er den Auswandernden mit Rath und That zur Seite. Seine Kinder hatte er auch schon im Frieden ziehen lassen; und sein Interesse für diese Sache nahm stetig zu. In jener ZEit verkehrte er persönlich und schriftlich mit hohen und höchsten Personen der russischen Regierung und suchte Privilegien und Vorrechte auf's Beste seinem Volke zugänglich zu machen. Solche Thätigkeit machte ihn besonders zum Vertrauten der Auswanderer. Ja man ging so weit, daß man seine Auswanderung von der Meinung des l. Verstorbenen abhängig machte. Es liegt auf der Hand, daß er in jener Zeit manche Verantwortung auf sich geladen, wenn man bedenkt, daß er in der letzten Zeit der Auswanderung keine Aussicht auf Beibehaltung der Wehrfreiheit vorhanden war. (Die Regierung richtete später die bekannten Dienste ein.) Er ließ sich hier von bestimmenden Principien leiten. Auf Grund seines Verständnisses über die "Offenbarung" hatte er die feste Ueberzeugung, daß die Zufluchtsstätte für das "vom Thier verfolgte Sonnenweib" in Rußland sein würde, unter den Flügeln eines großen Adlers; (damit meinte er den Doppeladler des russischen Reichswappens,) also mußten die in jener Zeit schon aufbrechenden Christen des westlichen Europas nach ''Osten'' ihre Zuflucht nehmen. Er glaubte sich das Hervorbrechen des Antichristus und Kommen des tausendjährigen Reiches so nahe, daß er es noch erleben könne, und freute sich darauf.
 
In der Auswanderungsperiode nach Rußland stand er den Auswandernden mit Rath und That zur Seite. Seine Kinder hatte er auch schon im Frieden ziehen lassen; und sein Interesse für diese Sache nahm stetig zu. In jener ZEit verkehrte er persönlich und schriftlich mit hohen und höchsten Personen der russischen Regierung und suchte Privilegien und Vorrechte auf's Beste seinem Volke zugänglich zu machen. Solche Thätigkeit machte ihn besonders zum Vertrauten der Auswanderer. Ja man ging so weit, daß man seine Auswanderung von der Meinung des l. Verstorbenen abhängig machte. Es liegt auf der Hand, daß er in jener Zeit manche Verantwortung auf sich geladen, wenn man bedenkt, daß er in der letzten Zeit der Auswanderung keine Aussicht auf Beibehaltung der Wehrfreiheit vorhanden war. (Die Regierung richtete später die bekannten Dienste ein.) Er ließ sich hier von bestimmenden Principien leiten. Auf Grund seines Verständnisses über die "Offenbarung" hatte er die feste Ueberzeugung, daß die Zufluchtsstätte für das "vom Thier verfolgte Sonnenweib" in Rußland sein würde, unter den Flügeln eines großen Adlers; (damit meinte er den Doppeladler des russischen Reichswappens,) also mußten die in jener Zeit schon aufbrechenden Christen des westlichen Europas nach ''Osten'' ihre Zuflucht nehmen. Er glaubte sich das Hervorbrechen des Antichristus und Kommen des tausendjährigen Reiches so nahe, daß er es noch erleben könne, und freute sich darauf.
   
Im Jahre 1869
+
Im Jahre 1869 wanderte er, seinen Kindern folgend, als alter Mann aus, (seine Frau war bereits längere Zeit todt) und nahm in Frösenheim bei seinen Kindern Wohnung.
  +
  +
Hier nun konnte er wieder an seine Schulaufgabe denken und suchte auch sogleich in dieser Kolonie eine zu begründen. Er fand eine Lehrerin zu dieser Schule in einer jungen Schwester, Marie Peters, die er selbst in Preußen hatte ausbilden lassen. Dieser Schwester reichte er im Jahre 70 oder 71 die Hand zum ehelichen Bunde, um einem Lehrerwechsel nicht unterworfen zu sein.
  +
  +
Dieser Schritt wurde ihm von Leuten, die in ihm "mehr als einen Menschen" gesehen hatten, übel genommen. Viele Leute hatten beim Ansehen des Geschöpfes den Schöpfer vergessen, und wie sie vorher Hosiannah riefen, so jetzt das Gegentheil. — Nun, die Schule begann, konnte sich aber auf die Dauer verschiedener Ursachen wegen nicht halten.
  +
  +
In den 70er Jahren wirkte der l. Verstorbene
   
   

Revision as of 18:41, 25 December 2011

Christlicher Bundesbote obituary: 1889 Apr 25 p. 7

Birth date: 1804

text of obituary:

Toews. – Fresenheim, Preußen, am 1. | 13. März 1889. Sehr werthe Freunde und Geschwister in dem Herrn! Betrübten Herzens und thränenden Auges mache Ihnen hiermit die Anzeige, daß es dem allmächtigen Herrn über Leben und Tod, unserm lieben, himmlischen Vater, nach seiner Weisheit gefallen hat, seinen treuen und wandernsmüden Knecht, meinen theuren Gemahl, den Ehrw. Aeltesten Johann Toews, weiland Aeltester der Gemeinde Ladekopf in Westpreußen am 19. Februar | 3. März (Sonn tag) 2 Uhr Morgens hier aus dem Lande der Pilgrimme und Fremdlingsschaft in die ewige himmlische Heimath abzurufen. – Nachdem an dem theuern Entschlafenen schon seit Neujahr d. J. eine merkliche Abnahme seiner Kräfte sichtbar wurde, so kam uns und besonders mir nur viel zu früh und unerwartet der Vorbote des nahen Abschiedes von meinem theuern Gemahl. Am 3. | 15. Februar etwa 7 Uhr Abends bekam er einen so heftigen Schlaganfall, verbunden mit Krämpfen, welche bis ½ 12 Uhr Nachts anhielten, so daß wir an der Hoffnung verzweifelten, den theuren Papa auch nur bis zum nächsten Morgen lebend unter uns zu haben. Doch dem Herrn sei Dank! Er erhörte mein armes Gebet und schenkte dem theuern Dahingeschiedenen noch 15 Tage, für die wir Ihm in der Ewigkeit noch danken wollen. Obgleich Anfangs vom Schlage die ganze linke Seite gelähmt, blieb ihm doch die Sprache und die Klarheit des Geistes völlig ungetrübt und sobald er von den schrecklichen Krämpfen nur aufathmen konnte, kam über seine Lippen nur Preis und Dank und Anbetung Gottes und des Lammes, das für uns erwürget wird. Sein fester Glaube, seine Hoffnung und Liebe haben sich treu bewährt bis zum letzten Athemzug; er hat einen guten Kampf gekämpfet, hinfort ist ihm aus Gnaden die Krone der Gerechtigkeit beigelegt.

Die Zeit seiner Erdenwallfahrt beträgt 85 Jahre, 2 Monate und 22 Tage. Zur letzten Ruhe wurde er am 24 Februar | 8. März unter zahlreicher Betheiligung der lieben Freunde und Verwandten geleitet. Den Text zur Leichenrede hatte der theure Heimgegangene sich schon lange bei gesunden Tagen ausgewählt, er steht Römer 4, 5. Aeltester Johann Quiring hielt die Leichenrede, Amtsbruder Herr Joh. Epp noch einen kurzen Nachruf. Unter dem Gesange: “Christus, der ist mein Leben”, wurde der Geliebte und viel Betrauerte von den werthen Herren Amstbrüdern hinausgetragen und zu seiner letzten Ruhestätte geleitet. – Der Staub zum Staube, der Geist aber im ewigen Licht und Frieden vor dem Throne Gottes.

Allen unsern lieben und getreuen Freunden in der Nähe und Ferne drücke ich, wenn auch unter Thränen, die Hand, und rufe ihnen tausend Dank und Gottes Segen über Alle! zu, die uns, und besonders dem theuren Entschlafenen so viel Liebe und Theilnahme in Freud und Leid erwiesen haben. Ihrer Liebe und Fürbitte vor dem Herrn sich auch ferner sehr bedürftig fühlend, empfiehlt sich hochachtungsvoll Ihre trauernde Freundin.

Wittwe Marie Toews


Christlicher Bundesbote obituary: 1889 Jun 13 p. 5

text of obituary:

(Für den "Bundesboten".)

Lebensbeschreibung

des zu Anfang dieses Jahres zu Frösenheim
bei Saratov in Rußland verstorbenen
Aeltesten Johann Toews.

Wenn ich der Zeiten gedenke, wo ich so gern zu Füßen dieses Gottesmannes saß und mir die Heilswahrheiten von ihm in besonders verständlicher und klarer Weise verdolmetschen ließ wenn ich weiter gedenke, wie dieser Greis mich segnete zum Dienst des Amtes, das die Versöhnung prediget; wenn ich nachdenke, wie dieser theure Verstorbene nicht nur mich, unsere Gemeinschaft, — sondern die ganze Welt in Liebe zu umspannen suchte, so fühle ich mich mächtig angetrieben, demselben eine Gedenktafel in Form dieser Zeilen zu widmen.

Ein alter Bruder war gerne bereit, Beiträge hiezu aus jener Zeit zu liefern, die weit vor meinem Gedächtnisse liegt. Wenn wir recht sind, so wurde der theure Verstorbene geboren zu Schoensee in Marienburger Werder in Preußen im Jahre 1802. Mein Gedächtniß verläßt mich, wenn ich die Erzählungen des Verstorbenen aus jener für Preußen so schweren Zeit hier wiedergeben wollte. Reiche Leute gab es damals nicht viel, und die Eltern des Verstorbenen gehörten nicht zu solchen. Der Schulunterricht war ein sehr beschränkter in den damaligen Dorfschulen; und als der Verstorbene zum Prediger erwählt wurde, hatte er Mühe, seine Gedanken auf eine Schiefertafel zu bringen, und nach mannifgachen Verbesserungen in ein Schreibheft, aus welchem er die Predigt dann vortrug.

Ende der 1820er Jahre gründete er seinen Hausstand an einem Orte in der Gemeinde Fürstenwerder; kaufte sich jedoch bald eine kleine Besitzung in Bröskerfelde bei Neuteich in der Gemeinde Ladekopp. Diese Gemeinde wählte ihn im Jahre 1830, bevor er noch seinen Wohnsitz nach dort verlegt hatte, zu ihrem Prediger. In dieser Gemeinde hat der l. Verstorbene bis zum Jahre 1869 und zwar nach dem Tode des Aeltesten Wiebe, als Aeltester im Segen gewirkt. Neben der Predigt übte er treulich Seelenpflege unter seinen Gemeindegliedern, die eine ziemliche Zahl und recht zerstreut in den Dörfern umher wohnten. Er war ein gern gesehener Gast, und hatte von seinem Meister gelernt, in beliebige Tagesfragen geschickt Körner göttlichen Samens auszustreuen. Ebenso pflegte er nach Kräften das Bruderband in den Nachbargemeinden durch klare, leichtfaßliche Predigten und Hausbesuche.

Als die Missionsbewegung in Preußen sich kund machte, da war er mit einer der Ersten auf dem Plane; konnte so auch schon im Jahre 1836 in seiner Gemeinde einen Missionsverein gründen.

Die christliche Schule auszubauen war seine Lieblings-Idee. Es wurde ihm viele Gelegenheit, wahrzunehmen, wie in jener nationalistisch gesinnten Periode in den Schulen der giftige Keim in die Kinderherzen gelegt wurde; und verstand er es damals schon sehr richtig: "wer die Jugend hat, der hat auch die Zukunft;" und in solcher Ueberzeugung förderte er die christliche Schulsache mit warmer Liebe und Hingebung. Wohl ein halbes Jahrhundert konnte man ihn beobachten sein Ziel, Hebung dieses Zweiges in der Gottesreichssache, verfolgend. Dadurch hat er sich Denkmäler gesetzt in den Herzen vieler Kinder Gottes. —

Auch eine andere Seite berühre ich, wenn ich weiter bemerke, daß der liebe Verstorbene, wohnend in einer wasser- und fischreichen Gegend gerne dem Fischfang mit üblichen Ziehnetzen oblag und auch so noch nebenbei ein wirklicher Fischer war. Als ich 15 Jahre später mit demselben jene Gegenden bereiste, zeigte er mir noch mit freudiger Erinnerung seine "Fischkanäle", die besonders ergiebig gewesen waren.

Ein tiefes Verständniß war ihm von jenem Worte des lieben Heilandes geworden: "Lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig;" und er war nach dieser Richtung hin um mit dem Apostel zu reden: "gewaschen am Leibe mit dem reinen Wasser." Seine fleischliche Regung stand in hohem Grade unter der Zucht des Geistes Gottes. Vor seiner Sanftmuth im Tragen und Beurtheilen des Nächsten müßte man sich beugen — er fand immer gute Seiten bei seinem Nächsten und hatte immer Freudigkeit, ihn zu entschuldigen; ja er hoffte immer das Beste von demselben und trug seine Fehler mit Geduld.

In der Auswanderungsperiode nach Rußland stand er den Auswandernden mit Rath und That zur Seite. Seine Kinder hatte er auch schon im Frieden ziehen lassen; und sein Interesse für diese Sache nahm stetig zu. In jener ZEit verkehrte er persönlich und schriftlich mit hohen und höchsten Personen der russischen Regierung und suchte Privilegien und Vorrechte auf's Beste seinem Volke zugänglich zu machen. Solche Thätigkeit machte ihn besonders zum Vertrauten der Auswanderer. Ja man ging so weit, daß man seine Auswanderung von der Meinung des l. Verstorbenen abhängig machte. Es liegt auf der Hand, daß er in jener Zeit manche Verantwortung auf sich geladen, wenn man bedenkt, daß er in der letzten Zeit der Auswanderung keine Aussicht auf Beibehaltung der Wehrfreiheit vorhanden war. (Die Regierung richtete später die bekannten Dienste ein.) Er ließ sich hier von bestimmenden Principien leiten. Auf Grund seines Verständnisses über die "Offenbarung" hatte er die feste Ueberzeugung, daß die Zufluchtsstätte für das "vom Thier verfolgte Sonnenweib" in Rußland sein würde, unter den Flügeln eines großen Adlers; (damit meinte er den Doppeladler des russischen Reichswappens,) also mußten die in jener Zeit schon aufbrechenden Christen des westlichen Europas nach Osten ihre Zuflucht nehmen. Er glaubte sich das Hervorbrechen des Antichristus und Kommen des tausendjährigen Reiches so nahe, daß er es noch erleben könne, und freute sich darauf.

Im Jahre 1869 wanderte er, seinen Kindern folgend, als alter Mann aus, (seine Frau war bereits längere Zeit todt) und nahm in Frösenheim bei seinen Kindern Wohnung.

Hier nun konnte er wieder an seine Schulaufgabe denken und suchte auch sogleich in dieser Kolonie eine zu begründen. Er fand eine Lehrerin zu dieser Schule in einer jungen Schwester, Marie Peters, die er selbst in Preußen hatte ausbilden lassen. Dieser Schwester reichte er im Jahre 70 oder 71 die Hand zum ehelichen Bunde, um einem Lehrerwechsel nicht unterworfen zu sein.

Dieser Schritt wurde ihm von Leuten, die in ihm "mehr als einen Menschen" gesehen hatten, übel genommen. Viele Leute hatten beim Ansehen des Geschöpfes den Schöpfer vergessen, und wie sie vorher Hosiannah riefen, so jetzt das Gegentheil. — Nun, die Schule begann, konnte sich aber auf die Dauer verschiedener Ursachen wegen nicht halten.

In den 70er Jahren wirkte der l. Verstorbene

Personal tools