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Ewert, Wilhelm (1829-1887)

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Als aber die geplante Uebersiedlung nach Rußland sich zerschlug an der von der russischen Regierung bereits in Aussicht genommenen Veränderung der Militärgesetze in Rußland, und die Blicke unserer, in ihrem Glaubensbekenntniß sich bedroht glaubenden Gemeinden in Preußen und Rußland sich nach Amerika richteten, ward auch der Verstorbene wieder in die Zahl der Deputirten gewählt, welche im Jahre 1873 die Reise nach dem westlichen Continent unternahmen. Diese Reise erstreckte sich über Canada, speciell Manitoba, und in den Vereinigten Staaten über Dakota, Nebraska, Kansas und Texas, zum Zweck der Landbesichtigung. Außerdem wurden die Staaten Missouri, Illinois, Ohio, Indiana, Pennsylvanien und New York auf dieser Reise berührt.
 
Als aber die geplante Uebersiedlung nach Rußland sich zerschlug an der von der russischen Regierung bereits in Aussicht genommenen Veränderung der Militärgesetze in Rußland, und die Blicke unserer, in ihrem Glaubensbekenntniß sich bedroht glaubenden Gemeinden in Preußen und Rußland sich nach Amerika richteten, ward auch der Verstorbene wieder in die Zahl der Deputirten gewählt, welche im Jahre 1873 die Reise nach dem westlichen Continent unternahmen. Diese Reise erstreckte sich über Canada, speciell Manitoba, und in den Vereinigten Staaten über Dakota, Nebraska, Kansas und Texas, zum Zweck der Landbesichtigung. Außerdem wurden die Staaten Missouri, Illinois, Ohio, Indiana, Pennsylvanien und New York auf dieser Reise berührt.
   
Im Frühjahr 1874 unternahm dann
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Im Frühjahr 1874 unternahm dann der Verstorbene mit seiner eigenen und noch einigen Familien seiner Gemeinde aus Preußen die Uebersiedlung nach Amerika, und zwar nach Kansas. Obgleich die kleine Gemeinde zu Ober Nassau bei Thorn in West Preußen sich nicht entschließen konnte, als Gemeinde mit ihrem Aeltesten nach Amerika auszuwandern, fanden sich am neuen Ansiedlungsplatze hier in Marion County, Kansas, aus den von Rußland her eingewanderten Glaubensgenossen doch eine genügende Anzahl Familien zusammen, zur Gründung der Bruderthal Gemeinde, welcher der Verstorbene als Aeltester seit Beginn ihres Bestehens vom zweiten Weihnachtsfeiertage des Jahres 1874
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Revision as of 10:50, 7 April 2010

Christlicher Bundesbote obituary: 1887 Jul 15 p. 4

Birth date: 1829 Feb 23

text of obituary:

(Für den "Bundes-Boten.")

† Wilhelm Ewert.

Die Sarge dahingeschiedener Lieben werden oft mit Blumen und Kränzen bedeckt und ihre Gräber mit Marmorsteinen geschmückt. Man wünscht durch solchen letzten Liebesdienst an Verstorbenen die Achtung zu bezeugen, welche man ihnen zollt und ihr Andenken zu ehren. Aber Blumen welken und Kränze verdorren, die Blätter fallen ab, und auch an harten Leichensteinen nagt der Zahn der Zeit, sie verwittern und verfallen als stumme und doch beredte Zeugen für die Hinfälligkeit alles Irdischen. Wohl uns daher, wenn wir noch einen bessern Gräberschmuck für unsere dahingeschiedenen Lieben wissen, als welkende Kränze und verdorrende Blumen, und ein bleibenderes Andenken ihnen stiften dürfen, als eine Grabschrift in Stein gegraben, die vom Sturm der Zeiten wieder verwischt wird. Wohl uns, wenn wir, nachdem wir dem Vergänglichen den Tribut gezahlt mit vergänglichem Schmuck zum leiblichen Andenken, — auch dem unsterblichen Geiste ein Andenken stiften dürfen, das bleibend ist, wie eine Schrift, die nicht verwischt werden kann, wie Blumen, die nie Abfallen, wie Blätter, die nicht welken.

Zwei nimmer welkende Zweige möchte auch ich heute niederlegen am Sarge unseres verstorbenen Freundes und Bruders. Zweige, die von einem immergrünenden Baume gebrochen und auf dem heiligen Boden des Wortes Gottes gewachsen sind. Der eine ist genommen aus Psalm 84, 7 und heißt:

"Die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt",

der andere ist zu finden in den Sprüchen Salomonis 10,7 und lautet:

"Das Gedächtniß der Gerechten bleibet im Segen.

Diese Worte heiliger Schrift geben uns die Anweisung, wo wir das Material zum bleibenden Gräberschmuck und Gedenkstein für Verstorbene zu suchen haben und wo wir den Werth und Gehalt ihres Andenkens vorzugsweise finden können. Diese Anweisung möchte ich daher auch maßgebend sein lassen, wenn ich mit Freude und Genugthuung der mir gewordenen Aufgabe mich gerne und willig unterziehe, einen kurzen Nachruf dem liebem Verstorbenen zu widmen, durch Hinweisung auf einige Züge aus seinem Lebenslaufe, um dadurch sein Andenken zu ehren.

Im Suchen und Zusammenstellen des Materials zu solchem Gedenksteine dürfen und sollen aber die Schranken nicht überschritten werden, welche die letzten Wünsche des Verstorbenen uns stellen. Er hat es vor seinem Tode ausgesprochen und ausdrücklich hervorgehoben, daß auf seinem Begräbniß kein unnöthiger Aufwand, kein überflüssiges Aufheben gemacht werden möchte.

Mit dieser Bestimmung hat der liebe Verstorbene uns freilich selbst schon ein grünes Blatt dargereicht zum nimmer welkenden Kranz für sein Andenken: es ist die Anspruchslosigkeit, die er im Leben und Wirken überall gezeigt hat, wo es seiner eigenen Person galt. Er war anspruchslos in seinen persönlichen Anforderungen an dieses Lebens Freuden und Bequemlichkeiten, die viele Andere in seinen Verhältnissen und in seiner Stellung nicht nur für berechtigt, sondern für unentbehrlich würden gehalten haben. Und wenn er auch im Angesicht des Todes diesen Charakterzug seines Lebens noch bewahrte, so wollen wir in williger Anerkennung desselben und in entgegenkommender Berücksichtigung seiner letzten Wünsche in dieser Beziehung auch gerne absehen von den oft übermäßigen Lobeserhebungen, wie sie an Särgen und Gräbern so oft zu hören sind, die aber ein würdig ernstes christliches Leichenbegängniß mehr verunzieren, als verschönern, und die zur Verherrlichung Gottes und zur Erbauung der Zuhörer so wenig oder gar nichts beitragen.

Was aber zur Ehre Gottes und zum Lobe seiner Gnade, sowie zum Segen der Ueberlebenden und zum Sporn und zur Aufmunterung der noch im Leben und Streben Bleibenden gereichen mag, das dar auch aus dem Leben des Verstorbenen nicht verschwiegen, — nicht dem Grabe der Vergessenheit übergeben werden, — das darf der Nachwelt nicht vorenthalten bleiben.

Der Verstorbene, uns Allen ja so bekannte Bruder Wilhelm Ewert ward am 23. February 1829 zu Strouske bei Thorn in Westpreußen geboren. Er war das jüngste Kind seiner Eltern, Peter und Maria Ewert. Schon in seinem dritten Lebensjahr verlor er seine Mutter, (dieselbe war eine geborene Thiart) welche im Jahre 1831 starb. Sein Vater starb im Jahre 1860 in einem Alter von 80 Jahren.

Als Knabe besuchte der Verstorbene mit Vortheil und Erfolg die Bürgerschule (Realschule) der Stadt Thorn und genoß eine bessere Ausbildung wie seine Geschwister. Seine Schulkenntnisse sind ihm im späteren Leben sehr zu statten gekommen und er hat sie zu schätzen und zum allgemeinen Besten wohl zu verwerthen gewußt.

Als Jüngling erlernte er das Zimmerhandwerk und Architektur, hat aber wenig Gebrauch davon gemacht, theils weil das Leben dieser Zünfte damals mancherlei Versuchungen und Gefahren mit sich brachte, denen der Verstorbene fern zu bleiben bedacht war, theils weil er durch seine Verehelichung mit Anna Jantz, Tochter von Cornelius und Sara Jantz zu Ober Nassau bei Thoren am 30. Mai 1854 in günstige wirthschaftliche Verhältnisse eintrat und fortan im Irdischen gesegneten Erfolg hatte.

Von diesem seinem irdischen Segen hat der Verstorbene bekanntlich sehr uneigennützigen Gebrauch gemacht. Als ein Freund der Armen ist er ja weit und breit bekannt. Er vermochte es nicht wohl, Jemand abzuweisen, der ihn um finanzielle Mithilfe ansprach und er lieh oftmals auch da, wo er nicht hoffen konnte, es wieder zu erhalten. Für kirchliche und Gemeinschaftszwecke, überhaupt in allen Sachen des Reiches Gottes war er sehr freigebig. Er hat nicht blos während seiner Lebzeiten unsere Mission und unsere Schule finanziell kräftig unterstützt, sondern auch in seinen letzten testamentarisch niedergelegten Verfügungen hat er beide mit namhaften Vermächtnissen bedacht. Seine Gattin war in dieser Beziehung eines Sinnes mit ihm, wie sie ihm überhaupt eine treue Lebensgefährtin war und blieb bis an ihr Ende.

Dem beinahe 33jährigen Eheleben des Verstorbenen mit seiner ihm im Tode vorangegangenen Gattin entsprossen 13 Kinder, von denen eines todt geboren ward. Auch von den übrigen Kindern starben 6 bereits in frühem Kindesalter, während 6 heute am Sarge des Vaters trauern. — Die Zahl der Enkel ist elf.

Im Jahre 1843 wurde der Verstorbene vom Aeltesten David Adrian getauft und in die Mennonitengemeinde zu Nieszweken (Ober Nassau) aufgenommen. In derselben Gemeinde wurde er 1860 zum Diener am Wort gewählt und 1867 zum Aeltesten befestigt. Seine erste Predigt hielte er am 16. August 1860. Zum letzten Male predigte er hier in der Bruderthaler Gemeinde, Marion Co., Kansas, am letztverflossenen 2. Pfingstfeiertage, den 30. Mai 1887, bei Gelegenheit der Taufe. Am darauffolgenden Tage nahm er noch Theil an dem Missionsfeste in der Neu Alexanderwohler Gemeinde. Sonntag, den 5. Juni, machte er die letzten Bestellungen geschäftlicher Art vor seiner Gemeinde und auf der Sonntagsschulconvention zu Johannesthal, am 10. Juni 1887, machte er die Schlußbemerkungen.

Zur Förderung des geistlichen Lebens und der Geistesrichtung des Verstorbenen trug der lebhafte und brüderliche Verkehr, den er mit den Amtsgenossen anderer Mennonitengemeinden seiner Heimath, sowie mit gläubigen Männern anderer Konfessionen pflegte, und der öftere Besuch von Missionsfesten, Konferenzen und andern Zusammenkünften wesentlich bei. Im elterlichen Hause hatten die gottesdienstlichen Uebungen zum Theil in der althergebrachten Sitte bestanden, daß am Sonntag Vormittag eine Predigt verlesen wurde, deren Inhalt die Kinder am Nachmittage wiedererzählen mußten.

Außer der Arbeit in und neben seiner Gemeinde hat der Verstorbene auch viel Gelegenheit gefunden und benutzt zu ausgedehnterer Wirksamkeit für die Kirche seiner Wahl im engeren und für das Reich Gottes im allgemeinern Sinne. Er war Mitglied der Deputation, welche im Jahre 1870 von Preußen nach Rußland entsandt wurde, um einen Ansiedlungsplatz für solche seiner Glaubensgenossen zu suchen, die den veränderten Militärgesetzen in Preußen aus dem Wege gehen wollten und in Rußland eine Zufluchtsstätte zu finden hofften. Zu diesem Zwecke bereiste der Verstorbene in Gesellschaft von Prediger Peter Dyck von Tiegenfeld bei Tiegenhof, West Preußen, einen großen Theil des südlichen Rußlands, nämlich die Gouvernements Jekaterinoslaw, Cherson und Taurien, sowie Kaukasien, namentlich die Gegenden bei Stawropol, Pjatigorsk, an der Kuma und am Kuban.

Als aber die geplante Uebersiedlung nach Rußland sich zerschlug an der von der russischen Regierung bereits in Aussicht genommenen Veränderung der Militärgesetze in Rußland, und die Blicke unserer, in ihrem Glaubensbekenntniß sich bedroht glaubenden Gemeinden in Preußen und Rußland sich nach Amerika richteten, ward auch der Verstorbene wieder in die Zahl der Deputirten gewählt, welche im Jahre 1873 die Reise nach dem westlichen Continent unternahmen. Diese Reise erstreckte sich über Canada, speciell Manitoba, und in den Vereinigten Staaten über Dakota, Nebraska, Kansas und Texas, zum Zweck der Landbesichtigung. Außerdem wurden die Staaten Missouri, Illinois, Ohio, Indiana, Pennsylvanien und New York auf dieser Reise berührt.

Im Frühjahr 1874 unternahm dann der Verstorbene mit seiner eigenen und noch einigen Familien seiner Gemeinde aus Preußen die Uebersiedlung nach Amerika, und zwar nach Kansas. Obgleich die kleine Gemeinde zu Ober Nassau bei Thorn in West Preußen sich nicht entschließen konnte, als Gemeinde mit ihrem Aeltesten nach Amerika auszuwandern, fanden sich am neuen Ansiedlungsplatze hier in Marion County, Kansas, aus den von Rußland her eingewanderten Glaubensgenossen doch eine genügende Anzahl Familien zusammen, zur Gründung der Bruderthal Gemeinde, welcher der Verstorbene als Aeltester seit Beginn ihres Bestehens vom zweiten Weihnachtsfeiertage des Jahres 1874

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