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Rempel, Peter H. (1874-1928)
Der Bote obituary: 1928 Jan 25 p. 2
Birth date: 1874 Nov 4
Text of obituary:
Peter H. Rempel. †
Nachruf.
Nicht unerwartet kam mir heute die telegraphische Nachricht vom frühzeitigen Ableben des Predigers Peter H. Rempel. Schon vor etwa einem Monat hatte ich einen Brief erhalten den der Verstorbene in die Feder seines Sohnes diktiert hatte. Dieser Umstand, und zudem noch die progressierende Krankheit selbst, sagten ein nahes Ableben unseres guten Freundes voraus.
Wir trafen uns hier in der neuen Heimat zum erstenmal auf der Herberter Allgemeinen Konferenz. Einen traurigen Eindruck machten sein matter Blick, das außergewöhnlich stark ergraute Haar und die geldblasse Gesichtsfarbe. Als er jedoch mit ernster Stimme, ich möchte sagen, würdevoll zu sprechen anfing, "er guten Jugendlieder aus längst vergangener Zeit." [sic; this quoted phrase doesn't seem to make sense here, but that's what's printed] Nur kurz war die erste Begegnung und so auch sein flüchtiger Besuch bald darauf in unserm Hause. Jedoch welch trautes, aus der guten unvergeßlichen Jugendzeit herrührendes Gefühl bemächtigte sich meiner bei deiser Begegnung!
Als darauf am kommenden Sonntag wir einer seiner schönen Predigten lauschen durften, die den "Richtersinn oder Rettersinn" zum Thema hatte, versenkten wir uns mit den begabten Redner in die unergründlichen Tiefen der alles vergeltenden Vaterliebe. Herzlich verabschiedeten wir uns, und sahen uns im Leben nicht mehr wieder.
Ein kurzer Rückblick sei mir gestatten, der in die Zeit vor 32 Jahren reicht. Es war Schlußakt in der Chortitzer Zentralschule. Peter Rempel, der sein Austritts- und Lehrerexamen in dem Jahre 1896 gemacht hatte, war vom Religionslehrer der Auftrag gegeben, eine Abschiedsrede an seine Lehrer und Mitschüler zu halten. Er führte seine Aufgabe auch glänzend aus. Große Fähigkeiten für einen Religionslehrer leuchteten aus dieser Ansprache heraus. Und wie hat er später in seinem Leben den in seiner Rede gefaßten Vorsatz, das zu halten, was die Schule Gutes geboten, praktisch zu verwenden gewußt!
Sein beständiges Arbeitsfeld, die Schule und Gemeinde, die er beide innig lieb gewonnen hatte, hat er bis an sein Ende nicht verlassen, sondern auf seinem von Gott bestimmten Posten treu ausgeharrt, auch in den schwersten Zeiten.
Mehrere Jahre vor der Auswanderung aus der alten Heimat war er ein treuer Seelsorger der Gemeinde zu Kronsgarten. Wie oft hat er von dort, nicht selten zu Fuß, der Gemeinde zu Jekaterinoslaw, etwa 12 Werst entfernt, mit Gottes Wort gedient.
Hier im neuen Heimat wollte der liebe Verblichene ein stilles Heim gründen, wo er sich von den Erlebnissen in der Revolutions und Hungerzeit erholen konnte, um sich in stiller Zurückgezogenheit für seine angegriffenen Körper Ruhe zu verschaffen. Jetzt hat er die Ruhe gefunden, und zwar droben über jenen Sternenmeer, wohin sein Sehnen stand.
Wenn die große Entfernung es auch nicht gestattet, d. 21. d. Mts. an dem Sarge des teuern Freundes zu verweilen, so sind doch unsere Gedanken mit den lieben Leidtragenden und Angehörigen des unvergeßlichen Freundes. Möge der Lenker seines Geschickes auch ein treuer Tröster und Berater sein den trauernden Hinterbliebenen und eine Stütze und Trost auf ihrem Lebenspfade.
J. H. Unger.
Der Bote obituary: 1928 Feb 1 p. 1
Text of obituary:
Nachruf.
Am 17. Januar 1928 starb Bruder P H Rempel auf der Sheldon Farm Hanley Sask. und wurde am 21 Januar begraben. Er war Prediger der Nordheimer Mennonitengemeinde. Aber auch in den Nachbargemeinden war er bekannt und hatte auch dort viele Freunde. Und allen, die in Liebe sich seiner erinnern und vielleicht in irgend einer Weise einen Segen von ihm empfangen haben, wollen diese Zeilen das Bild des lieben Verstorbenen in kurzen Zügen vor Augen führen.
Geboren den 4. November 1874 in Michelsburg auf dem Fürstenlande, beendigte er dort als erster Schüler die Dorfschule. Gern wäre er sofort in die Chortitzer Zentralschule eingetreten, um dort eine weitere Ausbildung und die Qualifikation zum Lehrerberufe zu bekommen. Vier Jahre aber mußte er warten, bis sein Herzenswunsch in Gefüllung gehen konnte. Sein Vater brauchte ihn zu Hause in der Landwirtschaft. Aber auch in diesen vier Jahren hat er sich selbst fördern können, denn statt in die erste wurde er sofort in die dritte Klassen der Zentralschule aufgenommen. Ohne Unterbrechung durfte er nun lernen und sich auf den Lehrerberuf vorbereiten. Mit Auszeichnung beendigte er die pädagogischen Klassen und wurde Lehrer. 27 Jahre ist er Lehrer gewesen: 6 Jahre in Neuhorst, 7 Jahre in Kondratjewka und 14 Jahre in Kronsgarten. Die Zahl derer, die durch ihn ihre erste Bildung erhalten haben, ist also nicht klein, und alle, ich glaube es, haben sein Andenken in Ehren gehalten. Er war ein guter Lehrer, einer der besten, und seine Arbeit war gründlich. Es blieb sitzen. Viele seiner früheren Schüler sind nun auch schon in Canada. Ich hoffe, die Erinnerung an den entschlafenen Lehrer wird bei ihnen allen dankbare Gefühle wachrufen.
Im Jahre 1913 wurde er in Kronsgarten zum Prediger berufen. Bis zum Jahre 1923, da die Auswanderung einsetzte, war er Prediger und Seelsorger dieser Gemeinde. Selbst ein scharfer Denker, verstand er es, seine Gedanken klar und bestimmt zum Ausdruck zu bringen und auch in den Predigten den Hörern etwas zu bieten. Mit einem Teil der Gemeinde schloß er sich der Auswanderung an. Im August 1923 kam er mit vielen andern in Rosthern an. Erste Unterkunft fand er mit Familie bei Prediger David Epp-Laird. Von hier aus schaffte er in der Erntezeit bei Farmern aus, an den Sonntagen aber wurde er zum Dienst am Wort herangezogen, bis er dann im Herbst auf Wunsch von Ält. David Töws nach Aberdeen zog, um jener Gemeinde, die damals ohne Seelsorger war, mit Predigt und Seelsorge zu dienen. Hier blieb er bis im Sommer 1924 die Scheldon Farm gekauft wurde. Auch er übernahm einen Anteil, zog hinauf und gründete sein Heim. Bis an sein Ende hat er der Gruppe auf Sheldon Farm gedient als Prediger und als Lehrer und hat mitgeholfen, die junge Gemeinde zu bauen. So war und blieb er ein Führer der Kleinen und Großen. Und er suchte sie zu Jesu zu führen, als dessen Diener er sich wußte.
Viel zu früh für uns mußte er seine gesegnete Tätigkeit aufgeben. Schon seit dem Frühlinge fühlte er sich nicht wohl. Schwere Arbeit konnte er den ganzen Sommer nicht mehr tun. Seine Kräfte nahmen ab und die Schmerzen mehreten sich, aber mit Predigt hat er treu gedient bis in den Oktober heinein. Dann ging es nicht mehr: Er sagte sich selbst, daß nun wohl seine Arbeit getan sei, wenn noch etwas geblieben sei, dann solle er wohl durch stilles geduldiges Tragen der Leiden Gott verherrlichen. Das irdische Haus seiner Hütte wurde langsam abgebrochen, bis er dann am 17 Januar 9 Uhr abends seinen Geist aufgab. Seine letzten vernehmbar gesprochenen Worte waren: "Jesus, mein Heiland."
So ist er denn ans Ziel gekommen. Der Schleier ist zerrissen, er schaut, was er geglaubt. Aus Gnade selig geworden. Uns wird er sehr fehlen. Er war uns ein treuer Mitarbeiter im Weinberge des Herrn. Doch der Herr des Weinbergs weiß, was er tut, und wenn er jemand aus der Arbeit nimmt, so soll auch das seinen Kindern zum Segen gereichen.
Viele waren zum Begräbnis ihres Predigers und Lehrers gekommen. Das Haus konnte sie fast nicht alle fassen. Alle wollten dem Heimgegangenen ihre Liebe und seiner Familie ihre Teilnahme bekunden. Ansprachen hielten Prediger Franz Epp über 2 Tim. 4, 7-8, Schreiber dieses über 2 Cor. 5, 1 und Prediger Daniel Löwen über 1. Cor. 4, 2. Alle drei waren ihm im Leben nahe gestanden und wußten, was sie an ihm verloren. Am Abend sprach dann noch vor ziemlich großer Versammlung der Bruder des Verstorbenen Prediger David Rempel. Sowohl im Trauerhause als auch auf dem Kirchhofe sang der Sängerchor, der er in seinen gesunden Tagen geleitet, ihm, ihrem Führer, einige Abschiedslieder.
Er ist ausgeschieden, aber das Leben geht weiter. Kurz hielten wir stille, nun gilt es aber wieder kämpfend weiter zu wandeln. Lasset uns stets das herrliche Ziel im Auge behalten, daß dem Überwinder die Krone des Lebens winkt und festhalten an Jesu, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens.
J. J. Klassen.
Dundurn, den 23. Januar 1928.