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Mackay, Alexander (1849-1890)

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Christlicher Bundesbote obituary: 1890 Oct 2 p. 1

Birth date: 1849

text of obituary:

Alexander Mackay.

Am 11. Mai 1889 starb in Ostafrika ein junger Missionar Geldart von der Universitäts-Mission, aufs tiefste betrauert von allen, die ihn kannten. Als er einmal in England eine Missionsstunde gehalten, trat ein Bauersmann auf ihn zu und bot ihm ein Goldstück an gegen das Versprechen, daß Geldart ihn gelegentlich in seine Fürbitte einschließen wolle. "Gott weiß, es wird viel Gebete brauchen, einen Kerl wie mich in den Himmel zu bringen, doch wenn einer das vermag, so meine ich, muß es dieser junge Mann sein. Der ist einmal von der rechten Art." Das war der Eindruck, den der schlichte Landmann von ihm empfangen hatte.

Von der rechten Art war auch der Mann, der nach 14jähriger ununterbrochener Arbeit anfangs Februar 1890 in Usambiro am Südende des Viktoria-Njanza-Sees sein Leben für Afrika gelassen hat. Wir meinen den englisch-kirchlichen Missionar Alexander Mackay, den Mitbegründer u. Stammhalter der Uganda-Mission, dem kurz vor seinem unerwarteten Ende der Reisende Stanley noch so ein überschwängliches Loblied gesungen. Mackay war ein Schotte, der Sohn eines bekannten Predigers der Freien Kirche und in dieser erzogen. In den Dienst der englisch-kirchlichen Mission hat ihn nur der Umstand getrieben, daß er als Ingenieur sonst nirgends Gelegenheit hatte, in der Mission zu arbeiten. Schon vorher hatte er sich einmal der Londoner Missionsgesellschaft für Madagaskar angeboten, nachdem er einen begeisternden Vortrag über die dortige Mission gehört hatte, war aber abgewiesen worden. Dann meldete er sich für die englisch-kirchliche Mission in Ostafrika, erhielt aber wiederum den Bescheid, daß man für einen Ingenieur keine Verwendung habe. Er war damals in einer Berliner Maschinenfabrik angestellt und wohnte beim Hofprediger Wilhelm Baur, dessen Buch über den Missionsmärtyrer Bischof Patteson großen Eindruck auf ihn gemacht hatte. In Berlin hatte er auch thätigen Antheil genommen an einer Bibelstunde, welche ein Häuflein englischer und schottischer Christen miteinander hielten. Da war er anfangs nicht immer sehr bescheiden und sanft aufgetreten, sondern hatte mit Schärfe die Lehrmeinungen anderer zurückweisen können. Allmählich aber war er milder geworden und hatte es gelernt, mit Kindern Gottes von allerlei Farben und Richtungen zusammenzuleben. Das Reich Gottes war ihm die Hauptsache, und zugleich zog es ihn immer stärker hinaus in die Heidenwelt. Als daher Stanley's Aufruf zur Gründung einer Uganda-Mission erschienen war und die englisch-kirchliche Missionsgesellschaft sich anschickte, Arbeiter für dieselbe anzuwerben, da war er wieder einer von den ersten, die sich zur Verfügung stellten (Dezember 1875). Er stand damals als erster Konstrukteur im Dienst der Niederlausitzer Maschienenbau-Aktiengesellschaft und Eisengießerei in Kottbus, und die schönsten Aussichten auf eine gewinnbringende Laufbahn waren ihm sicher. Seine Bildung war nicht nur eine technische. Er hatte auch Latein und Griechisch gelernt und mehrere Semester auf der Universität studiert. In fast allen Zweigen der Naturwissenschaft besaß er tüchtige Kenninisse und in seinem speciellen Fach leistete er Ausgezeichnetes. Bald fing man in London an zu merken, daß in dem 26jährigen jungen Manne etwas Bedeutendes stecke. Er wurde als Laien-Missionar angenommen, lernte noch drucken, photographieren, astronomische Beobachtungen machen, Schulehalten u. s. w. und zog dann im April 1876 mit der ersten Uganda-Expedition hinaus nach Uganda. Am 25. April fand die Verabschiedung statt. Die Ausziehenden hatten ihre Dienstausrüstung erhalten und jeder von ihnen einige Abschiedsworte gesagt. Zuletzt kam auch an Mackay, als an den Jüngsten, die Reihe. Seine Rede war kurz, aber einschneidend. "Es ist noch ein Punkt übrig," sagte er, "den die Brüder vor mir nicht erwähnt haben und auf den ich daher aufmerksam mache. Das verehrte Komite soll doch nicht vergessen, daß wohl schon nach einem halben Jahr oder so die Meldung kommen wird, der eine oder andere von uns sei gestorben. Es ist sehr unwahrschinlich, daß, wenn 8 Europäer nach Afrika ausziehen, sie alle nach einem halben Jahr noch am Leben sein werden. Zum Mindesten ist einer von uns — vielleicht bin ich es — bis dahin gefallen. Kommt nun aber so eine Todesbotschaft, dann, verehrtes Komite, seien Sie nicht entmuthigt, sondern senden Sie sofort einen Nachschub aus, um die Lücke wieder auszufüllen."

Schon nach vier Monaten sollte sich diese Rede bewahrheiten. Am 5. August starb einer der Ausgesandten, James Robertson, in Sansibar. Im November erkrankte Mackay selbst so heftig auf der Inland Reise, daß der Arzt erklärte, er müsse unbedingt nach Europa zurück, und ihn sammt zwei ebenfalls erkrankten Handwerkern an die Küste schickte. Am 11. Mai 1877, als kaum der Viktoria-Njanza-See erreicht war, starb in Kagei eben dieser Arzt Dr. Smith, der noch im letzten Augenblick durch niemand anders als durch Mackay für die Uganda Mission war gewonnen worden, und im Dezember des nämlichen Jahres wurden Lieutenant Smith und Missionar O'Neill auf der Insel Ukerewe getödtet und nur einer von der ganzen Gesellschaft, Missionar Wilson, stand in Uganda! Aber Mackay war nicht nach Europa zurückgekehrt, sondern an der Küste geblieben, hatte sich erholt und eine Fahrstraße ins Innere zu bauen angefangen. Da hört er, daß jene beiden auf Ukerwewe gefallen, und sofort eilt er dem einsamen Wilson zu Hilfe. Aber nur kurze Zeit können die beiden zusammenstehen. Im Mai 1879 muß auch Wilson den Rückzug antreten und nun ist Mackay der einzige, der von allen acht noch übrig ist!

Was er von da an gearbeitet, gelitten und geleistet, das kann hier nur angedeutet werden. Andere kamen und gingen. Er blieb. Am meisten Hilfe hatte er noch von O'Flaherty und Ashe. Wenn man in England verzagen wollte, so war immer Mackay es, der den Missionsfreunden Muth machte, und unermüdlich hat er um Nachsendung neuer Kräfte gebeten, dabei auch Maßregeln dem Komite und insonderheit ihre Säumigkeit nicht selten getadelt. Noch am 2. Januar 1890 hat er an einen der Missionssekretäre geschrieben: "Was soll das heißen, daß Sie mir von Heimkommen reden? Wahrlich jetzt, wo wir so schrecklich an Arbeitermangel leiden, ist es für keinen von uns Zeit, seinen Posten im Stich zu lassen. Senden Sie uns einmal nur die ersten 20 Gehülfen; dann werde ich mich vielleicht versucht fühlen, heim zu kommen und Ihnen bei der Anwerbung von weiteren zwanzig behilflich sein."

Aus der früheren Zeit möge nur ein Brief Mackay's hier angeführt sein, der für seine Missionsanschauungen und seine Arbeit ist. Im März 1882 schrieb er: "Ein überwaltigend großes Arbeitsfeld dehnt sich vor uns aus. Uganda allein ist ein unermeßliches Gebiet. Aber wir sind nur zu zweien und so in Anspruch genommen durch äußere Arbeiten, daß wir von der sich aufthuenden Thüre nur einen verschwindend kleinen Gebrauch machen können. Im letzten Komite-Brief heißt es, daß wenn Uganda überhaupt festhalten wollen, dies nur mit geringen Kräften geschehen könne und daß zuerst drei Dinge da sein müßten: reine Sache mit Mtesa, Arbeiter und Geld. Aber wenn Mtesa uns auch alle Freiheit feierlichst verspricht, was ist damit gewonnen? Bei seinem traurigen Gesundheitszustand kann sein Leben nicht mehr von langer Dauer sein und ein neuer König bedeutet — Revolution. Da kann also nur Gottvertrauen helfen. Bei all den wechselnden Schicksalen unserer hiesigen Mission habe ich immer die durchschnittliche Gesammtlage im Auge zu behalten gesucht, und diese ist doch eine recht günstige. Allerdings ist mir kein Ort der Welt bekannt, wo unsere Missionare auf stärkeren Widerstand gestoßen sind, als hier von Zeit zu Zeit der Fall gewesen ist; aber wir sind doch noch da, und da bleiben müssen und werden wir, so lange man uns nicht geradequ fortjagt. — Die katholische Mission zählt hier fünf Arbeiter, die unsere nur zwei, und gerade jetzt haben jene Erntezeit. Weil sie so viele sind, können sie die Arbeit theilen, so daß täglich einer von ihnen ihre Sache bei Hofe vertritt, ein anderer den ganzen Tag unterrichtet, ein dritter sich literarisch beschäftigt, ein vierter und fünfter für die Beköstigung sorgen und andern äußeren Geschäften nachgehen. Der Erfolg springt in die Augen, täglich haben sie eine Menge von Alten und Jungen im Unterricht, auch haben sie schon viele getauft.

(Schluß folgt.)

[continuation in 1890 Oct 9 issue p. 1]

(Schluß.)

Wie gering man nun auch von diesen Taufen und von der Vorbereitung dazu denken mag, so haben sie doch eben die Erfolge, die sie wünschen, und viel Giftsamen wird ausgestreut, der uns noch genug zu schaffen machen wird — wenn es vielleicht schon zu spät ist. — Unsere Zeit ist vollständig in Anspruch genommen. Mußestunden giebt es nicht. — Ein paar Stunden in der Sonne arbeiten und dann noch Frische zu geistiger Arbeit haben, ist nach unserer Erfahrung so gut wie unmöglich. Wir müssen einfach mehr Leute haben, anders geht es nicht."

Dann schildert er die Arbeit im Garten, auf dem Bauplatz, in der Schule, im Studirzimmer, an der Druckerpresse, erzählt von der Noth mit den eingeborenen Arbeitern, von der ersten Ernte an Mais, Hirse, Bohnen, Erbsen, Liebesäpfeln, süßen Kartoffeln, von der Schreinerei und Schmiede, die fortwährend in Thätigkeit ist, vom ersten Wagen, vom ersten Brunnen, der unter dem Kopfschütteln der Eingebornen gegraben wurde, weil sie nicht glauben wollten, daß man Wasser aus der Erde holen könne, vom ersten Blitzableiter, Backofen, Hühnerhaus, von Brodbacken, von metereologischen Beobachtungen und einer Menge anderer Dinge, die alle Zeit kosten und müde machen. So kommt er denn immer wieder zu den Schluß (9. Mai 1882): "Wenn's Gott so gefällt, sind wir Beide, mein Kollege und ich, bereit, bis an unser Ende hier weiter zu arbeiten. Ob wir nun aber bleiben oder nicht — es ist absolut nöthig, daß weiter Arbeiter gesandt werden. Mit Sehnsucht warten wir auf sie."

Am 18. Mai des gleichen Jahres waren die 5 Erstlinge getauft worden. Im Mai 1883 kam Missionar Ashe an. Im Dezember darauf setzte Mackay das Missionsboot Eleanor zusammen, das in Stücken aus England gekommen war und gute Dienste leistete. Am 10. Okt. 1885 starb Mtesa. Die gefürchtete Revolution und das sonst bei einem Thronwechsel unvermeidliche Blutvergießen blieb aus. Muanga wurde König. Die Zahl der Christen war bis Ende des Jahres auf 88 gestiegen. Man hoffte das Beste. Aber bald entpuppte sich Muanga als ein Scheusal. Im Januar 1885 ließ er drei christliche Jünglinge lebendig verbrennen. Das Werk aber konnte er nicht hindern. Bis zum Mai 1885 war die Zahl der Getauften auf 108 gestiegen. Die Missionare hatten schweren Zeit. Mit Sehnsucht warteten sie auf den ersten Bischof, der ihnen von England war verheißen worden. Hannington war längst unterwegs, aber ehe er noch Uganda erreicht hatte, wurde er auf Muanga's Befehl niedergemacht. — 29. Oktober 1885. Nun waren auch die Brüder in Uganda keinen Augenblick ihres Lebens sicher. Der mißtrauische Wüthrich mit dem bösen Gewissen behandelte sie als Gefangene, als Geiseln. Doch durfte O'Flaherty im Dezember die Heimreise antreten. Auf dem Rothen Meer starb er. Mackay und Ashe waren nun allein, und im Frühjahr 1886 brach abermals eine Christenverfolgung aus, in welcher 50-60 Protestanten und Katholiken ihr Leben ließen. Mackay stand da dem Muanga wie einst Mose dem Pharao gegenüber. Seine Ausdauer, seine Weisheit, seine Uneigennützigkeit zeigten sich in ihrer vollen Größe, zumal da jetzt auch Ashe ihn verließ und er also ganz allein in der Löwengrube saß. Am 28. September schrieb er: "Wir wollen Geduld haben, dann werden wir noch das Heil Gottes schauen. Daß das Blatt sich bald wenden wird, steht mir fest. Woher weiß ich, daß die Sonne morgen früh wieder aufgehen wird? Einfach — weil es immer so gewesen ist. Auch die Geschichte wiederholt sich, oder richtiger: Gottes Wille vollzieht sich mit der gleichen unfehlbaren Sicherheit und Ruhe in der Welt des Geistes wie in der äußeren Natur. Wer wollte es versuchen, nach Osten zu rennen, um den Sonnenaufgang zu beschleunigen? Das gäbe ja nichts als einen Sturz in der Dunkelheit; und wir Alle lachen ja nur, wenn der Hahn um Mitternacht zu krähen anfängt. Auch die Nacht hat ihren Werth, und unsere Nacht wird bald dem Morgen weichen. Auch jetzt geht das Lehren noch immer fort. Wenigstens kommen jeden Tag etliche Personen zu mir und mit einigen derselben habe ich zwei oder drei der schwersten Bücher des N. T. gelesen und wieder gelesen. Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig. Zuweilen habe ich sogar ein ordentliches Häuflein beisammen und dann wird eine Betstunde oder eine Ansprache gehalten. Ich arbeite weiter an der Uebersetzung des Evangeliums Matthäi."

Aber die Nacht sollte noch dunkler werden. Im Juli 1887 mußte auch Mackay Uganda verlassen und am Südende des Viktoria Njanza eine Zuflucht suchen. Alle Welt erwartete, daß der aus des Löwen Rachen Entronnene nun nach Europa zurückkehren und hier — wenigstens eine Zeitlang — auf seinen Lorbeeren ruhen werde. Mackay aber arbeitete nun ruhig in Usambiro, wie er vorher in Uganda gearbeitet. Dort traf nun auch der neue Bischof Parker ein, für den natürlich Mackay's erfahrener Rath vom größten Werth war. Auch Ashe war wieder aus England zurückgekehrt. Vierzehn Tage lang wurde konferirt. Wichtige Entscheidungen wurden getroffen, neue Pläne für die Zukunft gemacht. Aber schon am 26. März 1888 mußte Mackay den Schmerz erleben, daß auch der demüthige, geisterfüllte Bischof Parker von ihm genommen wurde. Er erlag einem heftigen Fieberanfall. Dann folgte die Vertreibung der jungen Missionare aus Uganda, die dort an Stelle Mackay's hatten treten dürfen, die Vertreibung Muanga's und all die anderen Umwälzungen, im Zusammenhang damit die Verhandlungen mit den flüchtigen Uganda-Christen, ja auch mit dem nun fromm thuenden Muanga, immer neue Hülferufe an das Komite in London von seiten Mackay's und am 8. Feburar 1890 endlich sein eigenes Ende. Vier Tage und Nächte lang hatte ihn das Fieber festgehalten, ja ihm das Bewußtsein beraubt. Dann schlug die Erlösungsstunde. Wir gönnen ihm die Ruhe. Für die Mission aber, insbesondere für die Sache des Evangeliums in Uganda, bedeutet sein Tod einen unersetzlichen Verlust. Ein Trost aber ist es, daß man in England jenes Wortes eingedenk ist, das Mackay einst bei seiner Verabscheidung gesprochen, und den Muth nicht verliert. Schon ist ja ein dritter Bischof für Uganda unterwegs und mehrere junge Brüder begleiten ihn.

(Calw. Missionsbl.)