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Epp, Katarina Janzen (1868-1944)

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Christlicher Bundesbote obituary: 1944 Aug 15 p. 14

Birth date: 1868 Nov 29

text of obituary:

Mutter Katarina Epp, geborene Janzen, wurde am 29. November 1868 zu New Horst, Süd-Rußland geboren. Als die Ansiedlung Baratow gegründet wurde, siedelten die Eltern in Grünfeld an, wo sie ihre Jungendjahre verlebte. 1887 am 31. Mai wurde sie von Aeltester Heinrich Epp getauft. 1889 am 17. Oktober heiratete sie Gerhard Epp, Sohn des Predigers Jacob Epp vom Dorfe Gnadenthal. Als junge Leute kauften sie mit den Geschwistern die väterliche Wirtschaft. Doch ergriffen unsere Eltern 1893 den Wanderstab und zogen mit Mutters Eltern und Vaters Mutter und Geschwistern nach Canada. Ein Jahr verblieben sie in Manitoba. Dann setzten sie ihre Reise fort und langten im April 1894 in Rosthern an das damals aus einigen Loghütten und Shanties bestand. Sie nahmen eine Heimstätte 7 Meilen westlich von der Station. Als die Gemeinde organisiert wurde unter der Leitung des aus West-Preußen eingewanderten Aeltesten Peter Regier, wurde auch bald zur Predigerwahl geschritten und Vater zum Prediger gewält [sic]. Mutter war Vater auch in seinem Amt eine rechte Gehilfin. Sie hat redlich und treu in den Pionierjahren und sonst ihre Pflichten erfüllt. Sie war sehr wirtschaftlich gesonnen, und Arbeiten war für sie eine Lust. Nähverein, zu dessen ersten Gliedern sie zählte, war es ihr eine Freude mitzuwirken, um auch dadurch Christi Reich bauen zu helfen. Sie hat auch so lange sie konnte ihre fleißigen Hände unermüdlich geregt für Kinder und Großkinder. Ihre große Familie trug sie stets auf betendem Herzen. Sie nahm innigen Anteil an dem Ergehen der Ihrigen. Als der große Schmerz sie vor fast 25 Jahren traf und ihr geliebter Gatte, durch den Tod abgerufen wurde, hat sie es voll auskosten müssen, wie schwer es ist eine Witwe zu sein. Besonders waren es wirtschaftliche Schwierigkeiten, die sie oft gedruckt haben. Wahrlich, Freude und Leid haben sich abgewechselt in ihrem langen Leben. Fast will es uns scheinen als ob sie des Leides mehr hatte als der Freude. Gab es früher, da wir noch klein waren, für Mutter viel Mühe und Sorgen, so hörte das nicht auf, als wir erwachsen waren. War auch zu Zeiten das geräumige Haus fast ein Krankenhaus, wenn eine Schar Kinder auf einmal die Masern, das nächste Mal Scharlach hatten oder kranken Hals, so war es dem Todesengel nicht gestattet, sich eines zu holen. Zwar starb ihr ein Töchterlein auf der Reise nach Canada und wurde auf einem Kirchhof in Montreal begraben, und ein Söhnlein, ihr Jüngstes, wurde tot geboren. 1915 fiel der erste schwere Schlag, indem ihr ältester Sohn Jacob, der vor einigen Monaten mit seiner jungen Frau seinen Haustand angefangen, durch den Tod abgerufen wurde. 1919, den 2. April, starb Vater 1926 starb die älteste Tochter Tine, Frau A. A. Plett, von der Seite ihres Mannes und einer Kinderschar weg. Der Jüngsten der kleinen Frances, nahm sie sich an. Gott segnete ihre Bemühungen, mit Freuden sah sie in dem Kinde den Lohn ihrer vielen Arbeit die sie damit gehabt! Nachdem alle ihre Kinder sie verlassen, blieb ihr dieses Großkind. Sie brauchte nicht allein zu sein und hatte Hilfe bei ihrer häuslichen Arbeit. Wir alle werden und auch Frances wird sich noch oft nach der teuren Dahingeschiedenen sehnen. 1937 starb Judith, Frau H. Klaassen, die zweite Tochter, und hinterließ den Gatten und die Kinder. Dann war nach Gottes Ratschluß die Reihe an ihr. Letztes Frühjahr wurde sie schwer krank an den Augen, besonders das eine war sehr angegriffen, welches dann auch erblindete. Sie durfte dank der Durchhilfe Gottes wieder aufkommen und fuhr noch im Herbst nach Carrot River, ihre dort wohnenden Kinder zu besuchen. Den 25. Februar legte sie sich hin. Der herbeigeholte Arzt stellte Lungenentzündung fest. Am 1. März um 10 Uhr abends durfte sie heimgehen. Sie hinterläßt 3 Söhne und 4 Töchter, 6 Schwiegersöhne, 3 Schwiegertöchter, 49 Großkinder, 4 Urgroßkinder, einen Bruder und zwei Schwestern. Sie ist alt geworden 75 J. 3 M. und 1 Tag. Im Ehestande mit Vater gelebt fast 30 Jahre, im Witwenstande gelebt 25 Jahre weniger einen Monat und einen Tag, Sie stand im kindlichen Glauben an ihren Heiland. Ihre war es ein Bedürfnis, pünktlich die Gottesdienste zu besuchen. Eine ihrer Lieblingsstellen in der Bibel war Psalm 73: Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hälst mich bei deiner rechten Hand. — Geroks “Das letzte Stündlein” paßt auffallend genau zu ihrem Abscheiden.

Das letzte Stündlein

Offb. 14:13: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben.

In einer seltnen Kirche war ich heut;
Da sah ich bebend Gottes Herrlichkeit.
     Von einer Andachts stunde komm ich her.
     Mein Leben lang vergeß’ ich sie nicht mehr!
Die Kirche war kein hoher Säulendom
Durchwogt vom farbenreichen Menschenstrom.
     Zur Andacht rief kein voller Glockenklang;
     Nicht Orgelspiel erscholl, noch Chorgesang.
Die Kirche war ein schmucklos Kämmerlein;
Durch trübe Scheiben fiel der Abendschein.
     Als betende Gemeinde standen wir
     Geschart im Kreis zu dreien oder vier.
Ein schlechtgezimmert Bettgestelle war
Im engen Kirchlein Kanzel und Altar.
     Ein sterbend Mütterlein war Priesterin:
     Die feierte ihr letzes Stündlein drin.
Seit siebzig Jahren trug sie ihre Last
Nun kam der Tag der langersehnten Rast.
     Durch manches Weltgedränge schlug sie sich;
     Den letzten Kampf nun stritt sie ritterlich.
Sie sprach: “Mein Gott, im Frieden fahr ich hin.
Christ ist mein Leben, Sterben mein Gewinn.”
     Dann lag sie da in seligmatter Ruh!
     Und nickte leis noch unserm Beten zu.
Wir lauschten still dem schweren Atemzug —
Dem seltnen Pulse, der schon stockend schlug.
     Jetzt kam des Todes ernste Majestät
     Wir schauderten, von seinem Hauch umweht.
Sein Schatten traf entstellend ihr Gesicht;
Ihr Mund ward fremd, und groß der Augen Licht.
     Ein Seufzer noch, ein letzter Herzenstoß:
     Nun war’s vollbracht, der bange Geist war los.
Durchs offne Fenster säuselte gelind
Gleich Engelsfittichen ein Abendwind.
     Ins Stüblein floß der Sonne letzter Glanz.
     Da ward ihr Anblick wieder Friede ganz.
Wie Wachs die Stirn, das volle Haar ergraut:
So lag sie schön wie eine Himmelsbraut.
     Ihr Herz gebrochen, ihr Kraft dahin:
     Doch lag sie stolz wie eine Siegerin.
Wir standen da, vom Preise Gottes voll
Und sprachen leis: “Wer so stirbt, der stirbt wohl.”
     Dann deckten wir ihr Haupt mit Linnen zu
     Und wünschten ihr die ew’ge Himmelsruh’
Ins Gäßlein stieg ich nieder, heim zu gehn:
Da trieb’s die Welt, als wäre nichts gescheh’n.
     Der Nachbar spaltete sein Restlein Holz.
     Der Sperling lärmt im glanz des Abendgolds;
Die Kinder warfen lustig ihren Ball
Von ferne rasselte der Räder Schall:
     Hier unten ging der laute Storm der Zeit
     Und oben floß die stille Ewigkeit.
            — K. Gerok.