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Büchsel, Carl (d. 1889)
Christlicher Bundesbote obituary: 1889 Oct 3 p. 3
Birth date:
text of obituary:
Doctor Büchsel.
Ueber den neulich verstorbenen und viel betrauerten Dr. Büchsel sagt ein deutsches Blatt: "Er steht in unserer Erinnerung als ein gottbegnadigter, mächtiger Zeuge für die Ehre seines himmlischen und irdischen Königs. Auch seine Schriften, obenan seine "Erinnerung aus dem Leben eines Landgeistlichen", haben wegen ihrer sittlichen, klaren Beobachtung und Lehre die weiteste Verbreitung gefunden. In seinem Wesen verband Büchsel mit dem tiefsten, reinsten und freundlichsten Gemüth, das sich in christlicher Nächstenliebe nicht zu erschöpfen wußte, einen seltenen Blick für das wirkliche Leben, unbeugsamen Charakter und eine hervorragende Spannkraft, die ihn ein ganzes Menschengeschlecht hindurch zu einem geistigen Mitführer in der evangelischen Kirchen- und der preußisch deutschen Zeitgeschichte erhob. Seinen christlich entschiedenen Charakter bezeichnen zwei Vorgänge: im Jahre 1848 war er, so viel bekannt, der einzige Geistliche Berlins, der nach Vertreibung des Prinzen von Preußen, späteren Kaiser Wilhelms I., für diesen öffentlich betete, obwohl ihm dafür mit dem Tode gedroht wurde; wenige Jahre später ließ er lieber drei Sonntage die Kanzelsperre über sich ergehen, als daß er eine dem Worte Gottes zuwiderlaufende Verlobung der Gemeinde verkündigte."
"Einfältig und lauter ist sein Sündenbekenntniß gewesen," sagte General-Superintendent Braun in seiner Gedächtnißrede. "Herabgestürzt von den Höhen der Selbstgerechtigkeit, wie Saulus, aber wieder aufgerichtet durch die Gnade des Herrn, konnte er reden wie Einer, der Gewalt hat, auch Andere herabzustürzen von allen Höhen der Selbstgerechtigkeit, damit sie aufrichten lassen durch die Gnade des Herrn. Einfältig und lauter ist sein Glaubensbekenntniß gewesen. Es ist seine Bedeutung für das allgemeinere Leben unserer Kirche gewesen, daß er es an seiner Person gezeigt und geltend gemacht hat, wie die volle Treue gegen das alte lutherische Bekenntniß beschlossen ist in der vollen Treue gegen einen lebendigen Herrn und Heiland. Weil er erkannt hatte, daß die Phrase in unserer Zeit das Christenthum um alle Kraft zu bringen droht, so hat er nichts so sehr verfolgt als den Schein, der sich an die Stelle des Wesens setzen will. In Einfältigkeit und Lauterkeit hat er geliebt. Als er das Zimmer, in dem er 40 Jahre lang gewohnt hatte, mir übergab, sprach er es aus, daß manche Thräne darin geflossen sei, und fügte die Vermuthung hinzu: Es würde auch unter meiner Amtsführung wohl nicht ganz trocken werden. Er hat auch geliebt mit der That und mit der Wahrheit und eure Seelen gesucht mit Gebet und Thränen."