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Zeller, Reinhard (1826-1891)
Christlicher Bundesbote obituary: 1891 Sep 10 p. 2
Birth date: 1826 Mar 21
text of obituary:
Ein Blick auf den Lebensgang Inspektor Reinhard Zellers in Beuggen.
Am vorgegangenen Dienstag, am 7. Juli d. J., war es ein besonders ernster Anlaß, der uns dem grünen Rheinufer entlang nach Beuggen führte. Viele zogen mit uns dieselbe Straße, nicht wie gewöhnlich um diese Jahreszeit zum schönen, lieblichen Jahresfest, sondern zur Begräbniß des lieben seligen Inspektors. Gar lebhaft dachten wur daran, wie wir vor 31 Jahren an einem herrlichen Maitag auch in sehr großer Zahl hinausgezogen waren, um die Hülle des eintschlafenen Hausvaters der Anstalt, des alten Inspectors Zeller, zu ihrer letzten Ruhestätte zu begleiten. Derselbe war nur acht Tage krank gewesen, um dann, wie er es sich stets gewünscht hatte, in der Arbeit stehend zu sterben. Sein Sohn Reinhard, der schon zehn Jahre lang sein Vicar gewesen, wurde nach seinem Heimgang 1860 Inspektor der Anstalt. Er hatte nicht die kräftige Gesundheit des Vaters geerbt, sondern war frühe schon mit Leiden und Schmerzen bekannt geworden. Aber in seinem Leiden hat er seinen Heiland verherrlicht und er könnte es jetzt noch in viel höherem Maß als während seines Erdenlebens bezeugen, daß "dieser Zeit Leiden nicht werth sind die Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbaret werden".
Am 21. März 1826 schrieb der Vater Christian Heinrich Zeller insein Tagebuch: Heute Morgen ist uns ein neuntes Kind, ein Knäblein geboren worden. Der Vater schließt ein Gebet daran und bittet den Herrn: Heilige das Kindlein in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit. Am 2. April wurde dasselbe getauft und erhielt den Namen Reinhard. Der herr hat die Gebete, die der Vater bei seiner Geburt zu seinem himmlischen Vater schickte, erhört. Reinhard war das schwächste unter seinen Geschwistern, hatte schon als Kind zwei Mal eine Lungenentzündung und schien ein zu zartes Pflänzlein zu ein für diese rauhe Erde. Als der Arzt ihn nach einem Besuch verließ, safte er im Nebenzimmer zur Mutter: "Ihr Söhnlein ist hektisch beanlagt." Dies Wort hörte der kleine Patient und merkte sich den Ausdruck. Einige Tage später sagte er: "Mutter, was sind hektische Anlagen?" Diese antwortete: die Schwindsucht. Im Augenblick dachte sie nicht daran, warum ihr Kind sie das frage, konnte ihn aber damit trösten, daß er in Gottes Hand sei. Doch beschäftigten ihn, da er auch mit einem Herzleiden behaftet war, von nun an ernste Todesgedanken und einstweilen konnte er nur mit Grauen an den Tod denken; aber der Herr wollte nicht den Tod, sondern daß er sich bekehre und lebe. Er wollte ihn im frühen Leiden schon zubereiten für die spätere Trübsalsschule; denn was man als Kind lernt, darin wird man ein Meister.
Unsere Trübsale sind gnädige Heimsuchungen Gottes, und so wurde auch das Herz des Knabens durch vielfache Krankheit zum Herrn gezogen. Die Mutter bewies diesem ihrem schwächlichsten Kinde die zärtliche Liebe und größte Sorgfalt, wie es denn der Mutterliebe eigen ist, sich des schächsten am meisten anzunehmen; sie betete stets mit ihm. Ganz besonders war es die Bitte: "Herr Jesu, gieb ihm ein gehorsames, dankbares, demüthiges und zur Seligkeit weises Herz." — Ein Aufenthalt im Berner Oberland diente ihm zur Stärkung, und er fand seine Gesundheit wieder. Fünfzehn Jahre durfte Reinhard im elterlichen Hause zubringen, dann galt es von Beuggen zu scheiden. Professor Thiersch, der in Erlangen Professor war, erbot sich, seinen jungen Schwager in sein Haus aufzunehmen, was gerne angenommen wurde. Es war dem Knaben schwer, allein diese weite Reise anzutreten, doch gewann er durch sein kindliches, einfaches Benehmen bald die Herzen der Mitreisenden im Postwagen. Zum Heimweh ließ ihn aber seine Schwester in Erlangen nicht kommen; denn Frau Thiersch bewies ihm nicht nur schwesterliche, sondern mütterliche Liebe.
In der Schule warteten sein allerlei Demüthigungen, da die Schulbildung von Beuggen, besonders in den Sprachen, für Erlangen nicht ganz genügte. Er besuchte den Confirmandenunterricht in München und wurde mit sieben königlichen Pagen confirmirt. Ein von ihn sehr verehrter und geliebter Lehrer war Professor Vilmar, der verstand, Gottesfurcht und Gottesliebe tief in sein Herz zu legen. Vilmar's Wunsch und Verlangen war, aus seinen Schülern Christen zu machen, und so hielt er auch jedes Mal am Schluß der Schulwoche mit ihnen eine Erbauungsstunde, die er mit einem innigen Herzensgebet schloß. Dieser Einfluß, vereint mit dem seines Schwater's Thiersch, wurde Reinhard zu reichem Segen. Doch auch den Gottsuchenden und Gottliebenden bleiben Irrwege nicht erspart, aber sie finden sich aus denselben wieder zurecht und oft sind die Irrwege nur Umwege, die si am Ende doch an's Ziel führen. Einem glänzend begabten Gymnasiasten, Cäsar Hildebrandt, gelang es, den schüchternen Reinhard in seine geheimen politischen Vereine zu ziehen. Es kam so weit, daß er bei seinem Vater in Beuggen allen ernstes anfrug: ob er dürfe mitziehen in den Freschaarenkrieg. Er hatte das Herz voll von Weltlust und Weltliebe, aber der Wunsch des Vater's war ihm Befehl und sein Lebensgang nahm eine völlig andre Wendung: er entschloß sich, Theologie zu studieren. Reinhard war nach Hause zurückgekehrt und sollte nun mehr die Universität in Basel besuchen. Bei Hrn. Spittler im Fälkli hatte der Vater im Quartier bestellt, was den Jüngling nichts weniger als mit Freude erfüllte. Er kam sich wie ein Löwe in einem Käfig vor. Ehe er vom Vater in Beuggen Abschied nahm, mußte er ihm versprechen, täglich in Gottes Wort zu lesen und ke beten. Das hat er auch aus Gehorsam gethan und es wurde ihm so zum Segen, daß er ein neuer Mensch wurde. Das Gebet, das seine Mutter in den Kinderjahren mit ihm betete, wurde zu dem seinigen: "Herr Jesu, gieb mir ein gehorsames, dankbares, demüthiges Herz." Ja er war ein ernstlich suchender Mensch. Einst lag er auch im Fälkli in ernstreichem Gebet auf den Knieen und schlief darüber ein; erst nach mehreren Stunden erwachte er, ganz erkältet, mit Schmerzen in den Knieen.
Nachdem er sein erstes Studienjahre in Basel vollendet, kam er nochmals zum