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Ewert, Wilhelm (1829-1887)
Christlicher Bundesbote obituary: 1887 Jul 15 p. 4
Birth date: 1829 Feb 23
text of obituary:
(Für den "Bundes-Boten.")
† Wilhelm Ewert.
Die Sarge dahingeschiedener Lieben werden oft mit Blumen und Kränzen bedeckt und ihre Gräber mit Marmorsteinen geschmückt. Man wünscht durch solchen letzten Liebesdienst an Verstorbenen die Achtung zu bezeugen, welche man ihnen zollt und ihr Andenken zu ehren. Aber Blumen welken und Kränze verdorren, die Blätter fallen ab, und auch an harten Leichensteinen nagt der Zahn der Zeit, sie verwittern und verfallen als stumme und doch beredte Zeugen für die Hinfälligkeit alles Irdischen. Wohl uns daher, wenn wir noch einen bessern Gräberschmuck für unsere dahingeschiedenen Lieben wissen, als welkende Kränze und verdorrende Blumen, und ein bleibenderes Andenken ihnen stiften dürfen, als eine Grabschrift in Stein gegraben, die vom Sturm der Zeiten wieder verwischt wird. Wohl uns, wenn wir, nachdem wir dem Vergänglichen den Tribut gezahlt mit vergänglichem Schmuck zum leiblichen Andenken, — auch dem unsterblichen Geiste ein Andenken stiften dürfen, das bleibend ist, wie eine Schrift, die nicht verwischt werden kann, wie Blumen, die nie Abfallen, wie Blätter, die nicht welken.
Zwei nimmer welkende Zweige möchte auch ich heute niederlegen am Sarge unseres verstorbenen Freundes und Bruders. Zweige, die von einem immergrünenden Baume gebrochen und auf dem heiligen Boden des Wortes Gottes gewachsen sind. Der eine ist genommen aus Psalm 84, 7 und heißt:
"Die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt",
der andere ist zu finden in den Sprüchen Salomonis 10,7 und lautet:
"Das Gedächtniß der Gerechten bleibet im Segen.
Diese Worte heiliger Schrift geben uns die Anweisung, wo wir das Material zum bleibenden Gräberschmuck und Gedenkstein für Verstorbene zu suchen haben und wo wir den Werth und Gehalt ihres Andenkens vorzugsweise finden können. Diese Anweisung möchte ich daher auch maßgebend sein lassen, wenn ich mit Freude und Genugthuung der mir gewordenen Aufgabe mich gerne und willig unterziehe, einen kurzen Nachruf dem liebem Verstorbenen zu widmen, durch Hinweisung auf einige Züge aus seinem Lebenslaufe, um dadurch sein Andenken zu ehren.
Im Suchen und Zusammenstellen des Materials zu solchem Gedenksteine dürfen und sollen aber die Schranken nicht überschritten werden, welche die letzten Wünsche des Verstorbenen uns stellen. Er hat es vor seinem Tode ausgesprochen und ausdrücklich hervorgehoben, daß auf seinem Begräbniß kein unnöthiger Aufwand, kein überflüssiges Aufheben gemacht werden möchte.
Mit dieser Bestimmung hat der liebe Verstorbene uns freilich selbst schon ein grünes Blatt dargereicht zum nimmer welkenden Kranz für sein Andenken: es ist die Anspruchslosigkeit, die er im Leben und Wirken überall gezeigt hat, wo es seiner eigenen Person galt. Er war anspruchslos in seinen persönlichen Anforderungen an dieses Lebens Freuden und Bequemlichkeiten, die viele Andere in seinen Verhältnissen und in seiner Stellung nicht nur für berechtigt, sondern für unentbehrlich würden gehalten haben. Und wenn er auch im Angesicht des Todes diesen Charakterzug seines Lebens noch bewahrte, so wollen wir in williger Anerkennung desselben und in entgegenkommender Berücksichtigung seiner letzten Wünsche in dieser Beziehung auch gerne absehen von den oft übermäßigen Lobeserhebungen, wie sie an Särgen und Gräbern so oft zu hören sind, die aber ein würdig ernstes christliches Leichenbegängniß mehr verunzieren, als verschönern, und die zur Verherrlichung Gottes und zur Erbauung der Zuhörer so wenig oder gar nichts beitragen.
Was aber zur Ehre Gottes und zum Lobe seiner Gnade, sowie zum Segen der Ueberlebenden und zum Sporn und zur Aufmunterung der noch im Leben und Streben Bleibenden gereichen mag, das dar auch aus dem Leben des Verstorbenen nicht verschwiegen, — nicht dem Grabe der Vergessenheit übergeben werden, — das darf der Nachwelt nicht vorenthalten bleiben.
Der Verstorbene, uns Allen ja so bekannte Bruder Wilhelm Ewert ward am 23. February 1829 zu Strouske bei Thorn in Westpreußen geboren. Er war das jüngste Kind seiner Eltern, Peter und Maria Ewert. Schon in seinem dritten Lebensjahr verlor er seine Mutter, (dieselbe war eine geborene Thiart) welche im Jahre 1831 starb. Sein Vater starb im Jahre 1860 in einem Alter von 80 Jahren.
Als Knabe besuchte der Verstorbene mit Vortheil und Erfolg die Bürgerschule (Realschule) der Stadt Thorn und genoß eine bessere Ausbildung wie seine Geschwister. Seine Schulkenntnisse sind ihm im späteren Leben sehr zu statten gekommen und er hat sie zu schätzen und zum allgemeinen Besten wohl zu verwerthen gesußt.
Als Jüngling