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Fröse, Peter Fr. (1892-1957): Difference between revisions
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Revision as of 10:49, 10 September 2015
Mennonitische Rundschau obituary: 1958 Jun 4 p. 1, 5
Birth date: 1892 Jan 31
text of obituary:
Peter Fr. Fröse†
Stuttgart, Westdeutschland
31. Jan. 1892—23. Sept. 1957
Als Nachruf entnehmen wir etliches aus "Mennonitische Märtyrer" von A. A. Töws:
"Er war zu seiner Zeit Vorsitzender des Allrussischen Mennonitischen Landwirtschaftlichen Vereins, der sein Hauptbüro in Moskau hatte. Er wurde am 31. Jan. 1892 in Rußland geboren, erwarb sich dann eine gute Bildung; leistete gute Dienste schon während der Dienstzeit als Sanitäter in Moskau und später beim Wiederaufbau der mennonitischen Kolonien des Nordens nach der Revolutionszeit.
Er wurde dann aber nach der Liquidierung des Vereins mit den in Rußland verbliebenen Mitgliedern des Vereins in Haft genommen, furchtbar drangsaliert und hat eine Reihe von Jahren in den Gefängnissen und in der Verbannung zugebracht, wie auch sein Mitarbeiter C. C. Reimer u. a.
Die beiden andern Mitarbeiter Fr. C. Thießen, Lehrer in Dawlekanowo, und C. F. Klassen, Neusamara, entkamen rechtzeitig ins Ausland. Peter Fr. Fröse ist endlich freigekommen und hatte in den Städtchen Weinheim bei Heidelberg, Westdeutschland, ein Asyl gefunden. Er war ganz ergraut nach all dem Schweren, das er erlebt hatte."
Frau R. Fröse schrieb nach seinem Abscheiden:
"Sehr bald ist er seinem lieben Freunde C. F. Klassen in die Ewigkeit nachgefolgt — nach einem sehr, sehr schweren Leiden. Er durfte in vollem Einklang mit Gottes Willen heimgehen, nachdem Bruder Unruh uns das Abendmahl gereicht hatte, eine Woche vor seinem Tode. Es war dies — nach Peters Worten — die größte Kirche seines Lebens."
Ein persönlicher Nachruf von B. H. Unruh, Westdeutschland:
"Von den führenden Männern unserer Landsmannschaft aufgefordert, in einem Nachruf des verweigten Freundes und seines verdienstvollen Einsatzes für unsere Heimatgenossen zu gedenken, habe ich mich entschlossen, eine allseitigere Würdigung des Mannes und seines Lebenswerkes in einer im Entstehen begriffenen persönlichen und dienstlichen Rückschau aus meiner Feder zu vollziehen und in diesem kürzeren Nachruf nur persönlichere Noten anzuschlagen. Die Tatsache, daß das Werk von Fröse mit dem Menschen Fröse und in dessen persönlichen Schicksalen verwurzelt war, berechtigt fraglos zu einen solchen Vorgehen.
Am 23. September wurde unser lieber Freund in die ewige Heimat gerufen. Hinter ihm lag ein Leben, das durch viel Leid und Enge führte, in dem er seine Persönlichkeit bis zuletzt immer wieder voll einsetzte für die Aufgabe, die vor ihm stand. Mannigfaltig waren die Aufgaben, die ihm gestellt waren, um deren Erfüllung er immer kämpfen, ringen und dulden mußte. Aber gerade an den schwersten Punkten seines Lebens wurde die helfende und schützende Hand seines Herrn offenbar.
Geboren wurde er in einer rußlanddeutschen, mennonitischen Familie, er besuchte die Dorf- und Fortbildungsschule in den mennonitischen Dörfern, dann folgten höhere Schule und Universität in Petersburg. Die Not der Zeit erlaubte ihm nicht, sein Studium zu beenden, und sein starker sozialer Impuls führte ihn zur gesellschaftlichen Arbeit. Auf verschiedenen Gebieten — besonders im "Allrussischen Mennonit. Landwirtschaftl. Verein" — diente er seinen Landsleuten länger als ein Jahrzehnt.
Dann ergriff ihn die harte Hand der GPU und sein Weg ging viele, viele Jahre durch die Gefängnisse der UdSSR. Hier wurde die Stärke seiner Persönlichkeit ganz offenbar. Man versuchte ihn zu "gewinnen" — und im Angesicht auch der Möglichkeit des Todes beharrte er auf seinen Standpunkt — "ich lasse mich leiten von Interessen des schaffenden Volkes — und von meinem Gewissen." Und so blieb er frei — als Gefangener! Es wurde ihm nicht leicht gemacht. Einer späteren Zeit soll es vorbehalten bleiben, über diese Jahre ausführlicher zu berichten. Ein Höherer behütete ihn und schenkte ihm Kraft zum Durchhalten.
Als sich die Tore zum Leben wieder öffneten war er ungebrochen, und sein Leidenserlebnis wurde ihm zur tiefen Verpflichtung seinen Mitmenschen gegenüber. Schließlich führte ihn der Weg nach Deutschland, der Heimat seiner Vorfahren. Er hoffte hier mit seinen reichen Erfahrungen dienen und auch Verständnis für das schwer bedrückte russische Volk erwecken zu können. Die volle Erfüllung der Hoffnung auf ein solches Wirken war ihm nicht beschieden. In Jahren der Stille verarbeitete er das große Problem unserer Zeit: Die Oktoberrevolution mit ihren Auswirkungen. Vielleicht wird diese Arbeit noch einmal an die Oeffentlichkeit kommen.
Zur letzten großen Aufgabe wurde ihm hier der Dienst an seinen Landsleuten. Mit zäher Beharrlichkeit setzte er sich für ihre Belange ein. Er wurde ihnen als Schicksalsgenosse zu einem Freund, dem sie Vertrauen schenkten, das er nicht enttäuschte. Den endgültigen Erfolg seiner Bemühungen um den Lastenausgleich durfte er noch erleben. Als er endlich das achte Gesetz zur Aenderung des Lastenausgleichsgesetzes in den Händen hielt, war er schon von den Krankheit gezeichnet. So lange er konnte, arbeitete er auch auf dem Krankenlager noch für die Sache der Rußlanddeutschen. Es wurde ihm zu eimen wunderbaren Erlebnis, daß ihn in den letzten Wochen seines Lebens das Opfer eines Kreises seiner Landsleute trug, denen hier noch ein herzlicher Dank übermittelt sei.