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Jantzen, Johann (1823-1903): Difference between revisions

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''Jantzen.'' —  Am 5. Oktober bei Plymouth unweit von Beatrice, Neb., Prediger Johann Jantzen im Alter von 80 Jahren, weniger einem halben Tage, nach kurzem Krankenlager, an Lungenentzündung,  durch Erkältung  zugezogen, auf seiner jüngsten Besuchsreise.  Die Beerdigung fand statt Donnerstag, den 8. Oktober, von der Kirche aus, woselbst die Gemeinde sich zahlreich eingefunden hatte ihm das letzte Geleit nach dem angrenzenden Friedhofe zu geben.  Br. Johannes K. Penner hielt die Leichenrede, unterstützt von Br. Toews aus Newton, Kans.  Der Verstorbene hatte schon im vorigen  Jahre selbst sich den Text aufgesetzt als letztes Mahnwort an die Gemeinde zu richten über:  1. Joh. 1, 7.  (Siehe nächste Nr.)  Ältester Toews sprach über Psalm 126, 1. 5  und 6.  Bruder Johann Jantzen war geboren am 6. Oktober zu Neuteichs, Dorf  Hinterfeld, in Marienburger  Werder in West Preußen, und zu Gnadendorf  bei Danzig zum Prediger gemacht im  Jahre 1856, welchem Amte er 47 Jahre treu  vorgestanden.
''Jantzen.'' —  Am 5. Oktober bei Plymouth unweit von Beatrice, Neb., Prediger Johann Jantzen im Alter von 80 Jahren, weniger einem halben Tage, nach kurzem Krankenlager, an Lungenentzündung,  durch Erkältung  zugezogen, auf seiner jüngsten Besuchsreise.  Die Beerdigung fand statt Donnerstag, den 8. Oktober, von der Kirche aus, woselbst die Gemeinde sich zahlreich eingefunden hatte ihm das letzte Geleit nach dem angrenzenden Friedhofe zu geben.  Br. Johannes K. Penner hielt die Leichenrede, unterstützt von Br. Toews aus Newton, Kans.  Der Verstorbene hatte schon im vorigen  Jahre selbst sich den Text aufgesetzt als letztes Mahnwort an die Gemeinde zu richten über:  1. Joh. 1, 7.  (Siehe nächste Nr.)  Ältester Toews sprach über Psalm 126, 1. 5  und 6.  Bruder Johann Jantzen war geboren am 6. Oktober zu Neuteichs, Dorf  Hinterfeld, in Marienburger  Werder in West Preußen, und zu Gnadendorf  bei Danzig zum Prediger gemacht im  Jahre 1856, welchem Amte er 47 Jahre treu  vorgestanden.


''Christlicher Bundesbote'' obituary:  29 Oct 1903 p. 5
text of obituary:
<center>'''✝  Lebenslauf von Prediger Johann Jantzen,'''</center>
<center>'''von ihm selbst geschrieben im März 1902,''' </center>
<center>'''mit einem Nachtrag von Pred. Joh.'''</center>
<center>'''K. Penner.'''
Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott und Jesu Christo, unserm Heiland.  Hier kommt ein armer Sünder her, der gern durchs Lös’geld selig wär, denn das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.  1. Joh. 1, 7.  Dies Wort mag auch zu meinem Leichentext genommen werden.  — Ja, meine Zeit in Unruhe!  Das soll nicht eine Beschuldigung meines Gottes und Heilandes sein, daß er mich also geführt hat auf schweren Wegen, durch mancherlei Trübsal und Not des Leibes und der Seele.  O, nein, vielmehr muß ich dem Herrn danken, hier schon und in alle Ewigkeit, daß er mich also gezüchtigt hat, denn es waren Liebesschläge,  um meine unsterbliche Seele zu retten, denn es bedurfte scharfer Mittel um mich zu erhalten auf dem schmalen Wege, der da führt ins Vaterhaus droben.  So habe ich reichlich erfahren die Liebesschläge meines Gottes, aber auch Seine Güte  und Freundlichkeit hat mich oft erquickt auf meinem schweren Lebenswege.  Viermal in meinem Leben habe ich eine treue, liebe Gattin zu Grabe begleiten müssen.  Viermal habe ich den Kummer und Schmerz durchkosten müssen, den meine arme Seele empfand, als mir eine teure Lebensgefährtin nach der andern, den Kindern die treue, sorgsame Mutter genommen wurde.  Wer es nicht selbst erfahren hat, kann dieses schwere Leid nicht ermessen.  Wohl oft mußte ich wohl ausrufen:  “Herr, wes soll ich mich trösten in meiner Trübsalsnot?  Und nicht einmal, nein, viermal habe ich den bittern Kelch trinken müssen, habe so zagen und trauern müssen und wäre wohl gänzlich verzagt, wenn das Wort meines Gottes mich nicht aufrecht erhalten hätte und mir immer wieder Trost und Licht gegeben hätte in den Finsternissen auf meinen schweren Lebenswegen, so daß ich, wenn auch mit trauerndem, betrübtem  Herzen sprechen konnte:  “Herr, ich hoffe auf dich, du wirst alles wohl machen.”  Ich bin ja beides dein Pilgrim hienieden und verlange nur ein Bürger in deinem Gottesreich zu werden, wo Friede und Freude uns wird umfangen und seliges Wiedersehen mit den Geliebten, die uns voran gegangen.  Wird das nicht Freude sein?  — Zu solchem seligen Gottvertrauen hat mich stets der Vers gestärkt:
<blockquote>'''“Befiehl du deine Wege,'''<br>
'''Und was dein Herze kränkt,'''<br>
'''Der allertreusten Pflege'''<br>
'''Des, der den Himmel lenkt;'''<br>
'''Der Wolken, Lust und Winden'''<br>
'''Gibt Wege, Lauf und Bahn,'''<br>
'''Der wird auch Wege finden,'''<br>
'''Da dein Fuß gehen kann.”'''</blockqote>
Und der Herr hat Wege gefunden, worauf ich im Glauben habe getrost wandeln können in guten und bösen Tagen, bis ins hohe Alter und wenn auch in den letzten Jahren einsam und allein in meinem Stübchen, so war der Herr doch bei mir, und die Liebe aller meiner Kinder hat mich erfreut und mir meinen langen Lebensweg erleichtert und erheitert.
Aber auch in anderer Hinsicht hat der Herr mich schwere Wege geführt, so daß ich es wohl beherzigen lernte:  “Wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern die Zukünftige suchen wir.”  Aber auch das waren Liebeswege des lieben Herrn.  So hat der Herr von meiner Geburt an, welche den 6. Oktober 1823 erfolgte, an meinem Herzen gearbeitet, denn schon in meinem siebenten Jahre nahm er mir meine l. Mutter.  Nach empfangenem christlichem Unterricht wurde ich im Jahr 1842 durch die h. Taufe in die Gemeinde zu Ladekop durch den Ältesten Jakob Wiebe aufgenommen.  Nach meiner Verheiratung im Jahre 1851 habe ich vier mal ein neues Heim gründen müssen, zuerst in Neuendorf bei Danzig.  Nachdem wir uns mit viel Kosten und Mühe hier eingerichtet hatten, kam im Jahre 1867 die allgemeine Wehrpflicht über uns und dadurch mußten wir verkaufen alles, was wir hatten und wanderten nach Rußland aus, wo schon unsere Eltern und Geschwistern seit 1853 wohnten.  Hier mußten wir uns auf freier Steppe Gebäude bauen; doch auch hier sollte es nicht auf Lebenszeit sein, sondern nur 12 Jahre haben wir hier gewohnt, weil auch hier das allgemeine Wehrgesetz eingeführt wurde.  Wenn es die erste Zeit auch nur eine Rekrutierung zum Forstdienst war, so schien uns das nur ein Übergang zum vollen Dienst zu sein, darum verließen wir unsere guten, neuen Gebäude, die wir für einen geringen Preis verkauften und zogen weiter nach Süd-Ost, weil wir glaubten, Rußland würde in seinem großen Lande doch auch ein Plätzlein haben für wehrlose Mennoniten.  Darüber täuschten  wir uns aber, und wir mußten weiter in Chiwa gehen, wo wir uns notdürftig Gebäude bauten, die wir aber nur 1½ Jahre benutzten.  Da wurde es einem Teil unter uns klar, daß auch hier unseres Bleibens nicht sein könne, indem die mohammedanischen Einwohner des Landes uns hart bedrängten, mordend und raubend überfielen.  Aber auch die verschiedenen Ansichten in unserer Gemeinde geboten uns weiter zu gehen, wenn wir im Frieden leben wollten.
So machten wir uns mit 23 Familien auf den weiten Weg nach Amerika, indem die Mennoniten dieses Landes uns mit brüderlicher Liebe entgegen kamen, denn aus eigenen Mitteln konnten wir die weite Reise nicht machen.  Hier kamen wir den 12. September 1884 an, und so waren wir auf unserer vierten Stelle, wo wir ein Heim finden sollten für dieses Leben.
Nun noch einmal will ich die “Zahl 4" erwägen, wie sie der Herr mir in diesen Tagen so wichtig gemacht hat.  Im Jahre 1856 berief mich der Herr in seinen Dienst, zu arbeiten in seinem Weinberg.  Diesem Ruf bin ich gefolgt, obgleich in großer Schwachheit, und der Herr hat geholfen bis hieher.  Möge der Herr mir in Gnaden vergeben, was ich in diesem seinem Dienste gefehlt und unterlassen habe.  Auch in diesem so wichtigen Beruf hat der Herr mir 4 Wirkungskreise nacheinander angewiesen.  Zuerst in der Gemeinde zu Gnadendorf bei Danzig 13 Jahre, die mich in des Herrn Dienst berief.  Dann in den Gemeinden zu Köppenthal und Orloff in Rußland bei Saratow; da gingen wir nach Chiwa in Asien.  Bei der Auszugsgemeinde, unserm Aufenthalt dort und auf der Reise hieher nach Amerika, in einem Zeitraum von 5 Jahren, habe ich mit dem Wort Gottes gedient.  Da ich auch hier in diese Gemeinde bei Beatrice aufgefordert wurde das Wort Gottes zu verkündigen, so habe ich, zwar in großer Schwachheit, auch hier den Samen des Wortes Gottes ausstreuen helfen.  Möge der Herr die Saat segnen, daß sie keime, wachse und eine Frucht bringe, die uns nachfolgt in das ewige Leben.  Nicht mir, Herr, gebührt die Ehre, sondern deinem heiligen Namen gebührt Ehre und Dank und Anbetung von nun an bis in alle Ewigkeit!  Amen.
<center>''Nachtrag.''</center>
So weit hatte der teure Verstorbene im März vorigen Jahres geschrieben.  Er erfreute sich bis in die letzten Wochen vor seinem Abschiede einer guten Gesundheit, so daß  er noch immer sein Gemeindeamt bedienen konnte.  Ja, so rüstig fühlte er sich, daß er vor einigen Wochen eine gute Reisegesellschaft benutzte, um seine Verwandten und Freunde in Kansas zu besuchen.  Von dieser Reise kam er schon nicht ganz wohl nach Hause.  — Während seiner Abwesenheit war die Frau seines Neffen Cornelius Jantzen gestorben.  Er traf aber einen Tag vor ihrem Begräbnisse hier ein und hielt dann auf demselben im Trauerhause eine einfache, zu Herzen gehende Ansprache über den 39. Psalm, aus dem er uns die Pilgergedanken eines Christen recht eindringlich vorführte.  Er ahnte wohl nicht, daß dieses die letzte Amtshandlung in seinem 47 Jahre langen Gemeindedienst sein sollte, und daß das Ende seines Pilgerweges so nahe sei, denn nach dem Begräbnis erkrankte er mehr und mehr.  Die gebrauchten Mittel taten nicht die gehoffte Wirkung und Appetit und Kräfte nahmen ab.  Er erfreute sich aber immer eines klaren Blickes, auch verschonte ihn Gott mit großen Leibesschmerzen.  Im Glauben durfte er furchtlos dem Tode entgegen gehn, bereitet durch Gottes Gnade.  —  Ohne Todeskampf entschlief er vorigen Montag, den 5. Oktober ½ Tag vor vollendetem 80. Lebensjahre.  Er hinterläßt 6 Söhne (einen davon in Rußland) und ebensoviele Schwiegertöchter, 23 Großkinder und 3 Urgroßkinder, 3 Halbbrüder und ebensoviele Halbschwestern, Schwager, Schwägerinnen, Neffen, Nichten und viele Freunde.  Friede mit ihm!




[[Category:Christlicher Bundesbote obituaries]]
[[Category:Christlicher Bundesbote obituaries]]

Revision as of 10:31, 8 March 2010

Christlicher Bundesbote obituary: 22 Oct 1903 p. 6

Birth date: 1823

text of obituary:

Jantzen. — Am 5. Oktober bei Plymouth unweit von Beatrice, Neb., Prediger Johann Jantzen im Alter von 80 Jahren, weniger einem halben Tage, nach kurzem Krankenlager, an Lungenentzündung, durch Erkältung zugezogen, auf seiner jüngsten Besuchsreise. Die Beerdigung fand statt Donnerstag, den 8. Oktober, von der Kirche aus, woselbst die Gemeinde sich zahlreich eingefunden hatte ihm das letzte Geleit nach dem angrenzenden Friedhofe zu geben. Br. Johannes K. Penner hielt die Leichenrede, unterstützt von Br. Toews aus Newton, Kans. Der Verstorbene hatte schon im vorigen Jahre selbst sich den Text aufgesetzt als letztes Mahnwort an die Gemeinde zu richten über: 1. Joh. 1, 7. (Siehe nächste Nr.) Ältester Toews sprach über Psalm 126, 1. 5 und 6. Bruder Johann Jantzen war geboren am 6. Oktober zu Neuteichs, Dorf Hinterfeld, in Marienburger Werder in West Preußen, und zu Gnadendorf bei Danzig zum Prediger gemacht im Jahre 1856, welchem Amte er 47 Jahre treu vorgestanden.


Christlicher Bundesbote obituary: 29 Oct 1903 p. 5

text of obituary:


✝ Lebenslauf von Prediger Johann Jantzen,
von ihm selbst geschrieben im März 1902,
mit einem Nachtrag von Pred. Joh.
K. Penner.

Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott und Jesu Christo, unserm Heiland. Hier kommt ein armer Sünder her, der gern durchs Lös’geld selig wär, denn das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. 1. Joh. 1, 7. Dies Wort mag auch zu meinem Leichentext genommen werden. — Ja, meine Zeit in Unruhe! Das soll nicht eine Beschuldigung meines Gottes und Heilandes sein, daß er mich also geführt hat auf schweren Wegen, durch mancherlei Trübsal und Not des Leibes und der Seele. O, nein, vielmehr muß ich dem Herrn danken, hier schon und in alle Ewigkeit, daß er mich also gezüchtigt hat, denn es waren Liebesschläge, um meine unsterbliche Seele zu retten, denn es bedurfte scharfer Mittel um mich zu erhalten auf dem schmalen Wege, der da führt ins Vaterhaus droben. So habe ich reichlich erfahren die Liebesschläge meines Gottes, aber auch Seine Güte und Freundlichkeit hat mich oft erquickt auf meinem schweren Lebenswege. Viermal in meinem Leben habe ich eine treue, liebe Gattin zu Grabe begleiten müssen. Viermal habe ich den Kummer und Schmerz durchkosten müssen, den meine arme Seele empfand, als mir eine teure Lebensgefährtin nach der andern, den Kindern die treue, sorgsame Mutter genommen wurde. Wer es nicht selbst erfahren hat, kann dieses schwere Leid nicht ermessen. Wohl oft mußte ich wohl ausrufen: “Herr, wes soll ich mich trösten in meiner Trübsalsnot? Und nicht einmal, nein, viermal habe ich den bittern Kelch trinken müssen, habe so zagen und trauern müssen und wäre wohl gänzlich verzagt, wenn das Wort meines Gottes mich nicht aufrecht erhalten hätte und mir immer wieder Trost und Licht gegeben hätte in den Finsternissen auf meinen schweren Lebenswegen, so daß ich, wenn auch mit trauerndem, betrübtem Herzen sprechen konnte: “Herr, ich hoffe auf dich, du wirst alles wohl machen.” Ich bin ja beides dein Pilgrim hienieden und verlange nur ein Bürger in deinem Gottesreich zu werden, wo Friede und Freude uns wird umfangen und seliges Wiedersehen mit den Geliebten, die uns voran gegangen. Wird das nicht Freude sein? — Zu solchem seligen Gottvertrauen hat mich stets der Vers gestärkt:

“Befiehl du deine Wege,

Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt;
Der Wolken, Lust und Winden
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.”</blockqote>

Und der Herr hat Wege gefunden, worauf ich im Glauben habe getrost wandeln können in guten und bösen Tagen, bis ins hohe Alter und wenn auch in den letzten Jahren einsam und allein in meinem Stübchen, so war der Herr doch bei mir, und die Liebe aller meiner Kinder hat mich erfreut und mir meinen langen Lebensweg erleichtert und erheitert.

Aber auch in anderer Hinsicht hat der Herr mich schwere Wege geführt, so daß ich es wohl beherzigen lernte: “Wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern die Zukünftige suchen wir.” Aber auch das waren Liebeswege des lieben Herrn. So hat der Herr von meiner Geburt an, welche den 6. Oktober 1823 erfolgte, an meinem Herzen gearbeitet, denn schon in meinem siebenten Jahre nahm er mir meine l. Mutter. Nach empfangenem christlichem Unterricht wurde ich im Jahr 1842 durch die h. Taufe in die Gemeinde zu Ladekop durch den Ältesten Jakob Wiebe aufgenommen. Nach meiner Verheiratung im Jahre 1851 habe ich vier mal ein neues Heim gründen müssen, zuerst in Neuendorf bei Danzig. Nachdem wir uns mit viel Kosten und Mühe hier eingerichtet hatten, kam im Jahre 1867 die allgemeine Wehrpflicht über uns und dadurch mußten wir verkaufen alles, was wir hatten und wanderten nach Rußland aus, wo schon unsere Eltern und Geschwistern seit 1853 wohnten. Hier mußten wir uns auf freier Steppe Gebäude bauen; doch auch hier sollte es nicht auf Lebenszeit sein, sondern nur 12 Jahre haben wir hier gewohnt, weil auch hier das allgemeine Wehrgesetz eingeführt wurde. Wenn es die erste Zeit auch nur eine Rekrutierung zum Forstdienst war, so schien uns das nur ein Übergang zum vollen Dienst zu sein, darum verließen wir unsere guten, neuen Gebäude, die wir für einen geringen Preis verkauften und zogen weiter nach Süd-Ost, weil wir glaubten, Rußland würde in seinem großen Lande doch auch ein Plätzlein haben für wehrlose Mennoniten. Darüber täuschten wir uns aber, und wir mußten weiter in Chiwa gehen, wo wir uns notdürftig Gebäude bauten, die wir aber nur 1½ Jahre benutzten. Da wurde es einem Teil unter uns klar, daß auch hier unseres Bleibens nicht sein könne, indem die mohammedanischen Einwohner des Landes uns hart bedrängten, mordend und raubend überfielen. Aber auch die verschiedenen Ansichten in unserer Gemeinde geboten uns weiter zu gehen, wenn wir im Frieden leben wollten.

So machten wir uns mit 23 Familien auf den weiten Weg nach Amerika, indem die Mennoniten dieses Landes uns mit brüderlicher Liebe entgegen kamen, denn aus eigenen Mitteln konnten wir die weite Reise nicht machen. Hier kamen wir den 12. September 1884 an, und so waren wir auf unserer vierten Stelle, wo wir ein Heim finden sollten für dieses Leben.

Nun noch einmal will ich die “Zahl 4" erwägen, wie sie der Herr mir in diesen Tagen so wichtig gemacht hat. Im Jahre 1856 berief mich der Herr in seinen Dienst, zu arbeiten in seinem Weinberg. Diesem Ruf bin ich gefolgt, obgleich in großer Schwachheit, und der Herr hat geholfen bis hieher. Möge der Herr mir in Gnaden vergeben, was ich in diesem seinem Dienste gefehlt und unterlassen habe. Auch in diesem so wichtigen Beruf hat der Herr mir 4 Wirkungskreise nacheinander angewiesen. Zuerst in der Gemeinde zu Gnadendorf bei Danzig 13 Jahre, die mich in des Herrn Dienst berief. Dann in den Gemeinden zu Köppenthal und Orloff in Rußland bei Saratow; da gingen wir nach Chiwa in Asien. Bei der Auszugsgemeinde, unserm Aufenthalt dort und auf der Reise hieher nach Amerika, in einem Zeitraum von 5 Jahren, habe ich mit dem Wort Gottes gedient. Da ich auch hier in diese Gemeinde bei Beatrice aufgefordert wurde das Wort Gottes zu verkündigen, so habe ich, zwar in großer Schwachheit, auch hier den Samen des Wortes Gottes ausstreuen helfen. Möge der Herr die Saat segnen, daß sie keime, wachse und eine Frucht bringe, die uns nachfolgt in das ewige Leben. Nicht mir, Herr, gebührt die Ehre, sondern deinem heiligen Namen gebührt Ehre und Dank und Anbetung von nun an bis in alle Ewigkeit! Amen.

Nachtrag.

So weit hatte der teure Verstorbene im März vorigen Jahres geschrieben. Er erfreute sich bis in die letzten Wochen vor seinem Abschiede einer guten Gesundheit, so daß er noch immer sein Gemeindeamt bedienen konnte. Ja, so rüstig fühlte er sich, daß er vor einigen Wochen eine gute Reisegesellschaft benutzte, um seine Verwandten und Freunde in Kansas zu besuchen. Von dieser Reise kam er schon nicht ganz wohl nach Hause. — Während seiner Abwesenheit war die Frau seines Neffen Cornelius Jantzen gestorben. Er traf aber einen Tag vor ihrem Begräbnisse hier ein und hielt dann auf demselben im Trauerhause eine einfache, zu Herzen gehende Ansprache über den 39. Psalm, aus dem er uns die Pilgergedanken eines Christen recht eindringlich vorführte. Er ahnte wohl nicht, daß dieses die letzte Amtshandlung in seinem 47 Jahre langen Gemeindedienst sein sollte, und daß das Ende seines Pilgerweges so nahe sei, denn nach dem Begräbnis erkrankte er mehr und mehr. Die gebrauchten Mittel taten nicht die gehoffte Wirkung und Appetit und Kräfte nahmen ab. Er erfreute sich aber immer eines klaren Blickes, auch verschonte ihn Gott mit großen Leibesschmerzen. Im Glauben durfte er furchtlos dem Tode entgegen gehn, bereitet durch Gottes Gnade. — Ohne Todeskampf entschlief er vorigen Montag, den 5. Oktober ½ Tag vor vollendetem 80. Lebensjahre. Er hinterläßt 6 Söhne (einen davon in Rußland) und ebensoviele Schwiegertöchter, 23 Großkinder und 3 Urgroßkinder, 3 Halbbrüder und ebensoviele Halbschwestern, Schwager, Schwägerinnen, Neffen, Nichten und viele Freunde. Friede mit ihm!