If this site was useful to you, we'd be happy for a small donation. Be sure to enter "MLA donation" in the Comments box.
Rempel, Jacob H. (1881-1944): Difference between revisions
No edit summary |
No edit summary |
||
(8 intermediate revisions by the same user not shown) | |||
Line 28: | Line 28: | ||
Nach Beendigung der Dorfschule im Heimatdorfe besuchte er die Chortitzer Zentralschule. Da er Zögling gewesen war, schickte ihn die Gemeinde mit anderen Schulgenossen als Lehrer ins Orenburgische. Hier fand er seine Lebensgefährtin Anna Penner, Tochter des Predigers Peter Penner, mit der er am 26. Mai 1906 in den Stand heiliger Ehe trat. Dieser Ehe sind 3 Kinder entsprossen, von denen zwei in frühster Kindheit starben. Er erwarb sich in der Stadt Orenburg das Zeugnis eines Elementarlehrers und nach einigen Jahren durch Privatstudium ein höheres Zeugnis als Hauslehrer. Anno 1908 verließ er die Lehrerstelle im Norden und nahm eine Lehrerstelle in Kronstal, Chortitzer Gebiet, an. — Nach einem Jahr trat er in der Fabrik Lepp-Wallmann die Stelle als Kassenführer an. Durch Gewissenhaftigkeit und Treue erwarb er sich bald das unumschränkte Vertrauen seiner Arbeitgeber. Er schien volle Befriedigung in seinem Berufe gefunden zu haben. | Nach Beendigung der Dorfschule im Heimatdorfe besuchte er die Chortitzer Zentralschule. Da er Zögling gewesen war, schickte ihn die Gemeinde mit anderen Schulgenossen als Lehrer ins Orenburgische. Hier fand er seine Lebensgefährtin Anna Penner, Tochter des Predigers Peter Penner, mit der er am 26. Mai 1906 in den Stand heiliger Ehe trat. Dieser Ehe sind 3 Kinder entsprossen, von denen zwei in frühster Kindheit starben. Er erwarb sich in der Stadt Orenburg das Zeugnis eines Elementarlehrers und nach einigen Jahren durch Privatstudium ein höheres Zeugnis als Hauslehrer. Anno 1908 verließ er die Lehrerstelle im Norden und nahm eine Lehrerstelle in Kronstal, Chortitzer Gebiet, an. — Nach einem Jahr trat er in der Fabrik Lepp-Wallmann die Stelle als Kassenführer an. Durch Gewissenhaftigkeit und Treue erwarb er sich bald das unumschränkte Vertrauen seiner Arbeitgeber. Er schien volle Befriedigung in seinem Berufe gefunden zu haben. | ||
Da kam der 1. Weltkrieg, und er wurde, wie alle mennonitischen jungen Leute als Sanitäter eingezogen und hat die ganze Zeit des Krieges in der Kanzlei in Moskau gedient. Seine Frau verlebte diese Jahre bei den Eltern im Orenburgischen. Nach Beendigung des Krieges machte er sich mit seiner Frau auf den Weg nach dem Süden, um seine verlassene Dieststelle wieder anzutreten. Diese Reise war nicht nur mit vielen Beschwerden, sondern auch mit Todesgefahren verbunden. Da die Behnverbindung an manchen Orten unterbrochen war, haben sie ganze Tagereisen zu Fuß gemacht. Die größten Gefahren drohten ihnen beim Passieren der Grenze zwischen Räterrußland und der Ukraine. Mehr als einmal ist er vor die Flinte gestellt worden. Doch der Herr brachte sie nach langer mühseliger Wanderung wohlbehalten zur alten Heimat. | |||
Anno 1923 kam er mit seiner Frau und der einzigen Tochter nach Canada, wo sie in Aberdeen bei den Geschw. Jac. Heinrichs freundlichen Aufnahme fanden. Anno 1925 ging er mit einer Gruppe Eingewanderter auf die Scheldonfarm bei Hanley. Nach einigen Jahren verließ er die Gruppe und übernahm im Süden der Provinz Saskatchewan bei Arcola eine vollbesetzte Farm. Anfangs ging es wirtschaftlich sehr gut; doch da kam eine schwere Magenoperation und bald darauf eine Reihe von Mißernten. Diese nötigten ihn, alles zu verkaufen. Von dem Erlös erwarb er sich in Saskatoon ein eigenes Haus, in welchem die Familie längere Zeit zufrieden und glücklich lebte. Doch da kam wieder die Krankheit am Magen, an der er mehrere Jahre litt, und von der er am 4. Januar erlöst wurde. — Seine Gebeine ruhen in kühler Gruft auf dem Gottesacker zu Saskatoon, wohin wir ihm das letzte Geleit gaben. — | |||
Und nun leb wohl, du Gatte, Vater, Großvater, Bruder und Freund! Wir scheiden von der Grabstätte nicht nur mit Tränen des Abschiedsschmerzes, sondern auch mit dem Sehnen und der Hoffnung auf ein seliges freudiges Wiedersehen. | |||
D. H. Rempel. | |||
Latest revision as of 15:56, 6 February 2019
Der Bote obituary: 1944 Jan 12 p. 4
Birth date: 1881 Mar 30
Text of obituary:
Gestorben:
Montag, den 3. Januar starb in Saskatoon nach längerem Leiden Jacob H. Rempel. Das Begräbnis fand Donnerstag, den 6. Januar statt. Weitere Mitteilungen über sein Leben und die Begräbnisfeier folgen in der nächsten Nummer.
Der Bote obituary: 1944 Jan 19 p. 4
Text of obituary:
Jacob H. Rempel †
Nachruf und kurzer Lebenslauf.
Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan . . . (2. Sam. 1, 26). Dieses Wort Davids, das er in der Stunde sprach, da ihm die niederschmetternde Trauerkunde vom Tode seines lieben Freundes gebracht wurde, bewegte mein Herz, als ich Mittwoch vormittags, den 4. Januar, die Nachricht erhielt, daß mein Bruder früh morgens 1/2 4 Uhr gestorben sei. Ich dachte an den großen Schmerz der Witwe und Tochter, die ihren Gatten und Vater unter Mithilfe eines lieben Freundes mit aufopfernder Liebe bis an sein Ende gepflegt hatten, an das Wehgefühl der schwer Betroffenen, das im obigen Worte zum Ausdruck kommt, an das Wort, das so oft dem großen Gottesmanne nachempfunden und nachgesprochen wurde.
Es erwachten in meiner Erinnerung all die edlen Züge seines Charakters, von denen manche der edelsten in den Ansprachen auf Grund der angeführten Schriftworte so treffend geschildern wurden. Als Redner traten auf — der Prediger der Mennoniten-Brüdergemeinde H. S. Rempel, der zur Einleitung englisch folgende Schriftabschnitte anführte und an sie einige Bemerkungen knüpfte: Offb. 7, 9-17, Joh. 14- 1-11 usw. Dann hielt Aelt. Thiessen die Leichenrede. Er schilderte einige der edlsten Züge seines Wesens, die einen Jünger Jesu kennzeichnen, und die er im Umgange mit ihm, besonders auf seinen seelsorgerischen Gängen und beim Abendmahl hatte kennengelernt, seinen Gehorsam und seine Ergebung in Gottes Willen laut Matth. 26, 42, seine Sehnsucht nach der himmlischen Heimat, wo die gebrechliche Leibeshütte in einen Bau, von Gott erbaut, verwandelt wird, nach 2. Kor. 5, 1. Zum Troste seiner trauernden Angehörigen konnte er ihnen das Bekenntnis des Verstorbenen zurufen: Es gibt ein Wiedersehen in Herrlichkeit, wo die gegenwärtige Traurigkeit in ewige Freude verwandelt sein wird, laut Ev. Joh. 16, 22.
Aelt. D. Töws knüpfte seinen innigen, tief empfundenen Nachruf an Offb. 2, 10 an. Er pries unter anderen Tugenden das l. Verstorbenen diejenige, die einst in der Ewigkeit mit der Lebenskrone gelohnt werden soll — die Treue; diese Treue, die als Stern erster Größe unter den Tugenden an seinem Lebenshimmel alle anderen überstrahlte: er war treu im Beruf und Wandel, und mit Recht konnte das Wort seines Meisters auf ihn Anwendung finden: "Ei, du frommer und getreuer Knecht . . ." (Luk. 19, 17).
Der Bruder Jacob H. Rempel erblickte das Licht der Welt am 30. März 1881. Seine Wiege stand in dem idyllischen Dorfe Michaelsburg, das, eingehüllt in lauter Obstgärten, zur Zeit der Blüte wie ein Garten Gottes prangte. Ein bewegtes Leben hat er hinter sich. Hier seien nur die wichtigsten Stationen und Erlebnisse von seiner Lebensreise angegeben.
Nach Beendigung der Dorfschule im Heimatdorfe besuchte er die Chortitzer Zentralschule. Da er Zögling gewesen war, schickte ihn die Gemeinde mit anderen Schulgenossen als Lehrer ins Orenburgische. Hier fand er seine Lebensgefährtin Anna Penner, Tochter des Predigers Peter Penner, mit der er am 26. Mai 1906 in den Stand heiliger Ehe trat. Dieser Ehe sind 3 Kinder entsprossen, von denen zwei in frühster Kindheit starben. Er erwarb sich in der Stadt Orenburg das Zeugnis eines Elementarlehrers und nach einigen Jahren durch Privatstudium ein höheres Zeugnis als Hauslehrer. Anno 1908 verließ er die Lehrerstelle im Norden und nahm eine Lehrerstelle in Kronstal, Chortitzer Gebiet, an. — Nach einem Jahr trat er in der Fabrik Lepp-Wallmann die Stelle als Kassenführer an. Durch Gewissenhaftigkeit und Treue erwarb er sich bald das unumschränkte Vertrauen seiner Arbeitgeber. Er schien volle Befriedigung in seinem Berufe gefunden zu haben.
Da kam der 1. Weltkrieg, und er wurde, wie alle mennonitischen jungen Leute als Sanitäter eingezogen und hat die ganze Zeit des Krieges in der Kanzlei in Moskau gedient. Seine Frau verlebte diese Jahre bei den Eltern im Orenburgischen. Nach Beendigung des Krieges machte er sich mit seiner Frau auf den Weg nach dem Süden, um seine verlassene Dieststelle wieder anzutreten. Diese Reise war nicht nur mit vielen Beschwerden, sondern auch mit Todesgefahren verbunden. Da die Behnverbindung an manchen Orten unterbrochen war, haben sie ganze Tagereisen zu Fuß gemacht. Die größten Gefahren drohten ihnen beim Passieren der Grenze zwischen Räterrußland und der Ukraine. Mehr als einmal ist er vor die Flinte gestellt worden. Doch der Herr brachte sie nach langer mühseliger Wanderung wohlbehalten zur alten Heimat.
Anno 1923 kam er mit seiner Frau und der einzigen Tochter nach Canada, wo sie in Aberdeen bei den Geschw. Jac. Heinrichs freundlichen Aufnahme fanden. Anno 1925 ging er mit einer Gruppe Eingewanderter auf die Scheldonfarm bei Hanley. Nach einigen Jahren verließ er die Gruppe und übernahm im Süden der Provinz Saskatchewan bei Arcola eine vollbesetzte Farm. Anfangs ging es wirtschaftlich sehr gut; doch da kam eine schwere Magenoperation und bald darauf eine Reihe von Mißernten. Diese nötigten ihn, alles zu verkaufen. Von dem Erlös erwarb er sich in Saskatoon ein eigenes Haus, in welchem die Familie längere Zeit zufrieden und glücklich lebte. Doch da kam wieder die Krankheit am Magen, an der er mehrere Jahre litt, und von der er am 4. Januar erlöst wurde. — Seine Gebeine ruhen in kühler Gruft auf dem Gottesacker zu Saskatoon, wohin wir ihm das letzte Geleit gaben. —
Und nun leb wohl, du Gatte, Vater, Großvater, Bruder und Freund! Wir scheiden von der Grabstätte nicht nur mit Tränen des Abschiedsschmerzes, sondern auch mit dem Sehnen und der Hoffnung auf ein seliges freudiges Wiedersehen.
D. H. Rempel.