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Toews, Johann (1803-1889): Difference between revisions

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''Christlicher Bundesbote'' obituary: 25 Apr 1889 p. 7
''Christlicher Bundesbote'' obituary: 1889 Apr 25 p. 7
 
 
Birth date: 1804


Birth date: 1803 Dec 19


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Toews. – Fresenheim, Preußen, [sic, Russia] am 1. | 13. März 1889. Sehr werthe Freunde und Geschwister in dem Herrn! Betrübten Herzens und thränenden Auges mache Ihnen hiermit die Anzeige, daß es dem allmächtigen Herrn über Leben und Tod, unserm lieben, himmlischen Vater, nach seiner Weisheit gefallen hat, seinen treuen und wandernsmüden Knecht, meinen theuren Gemahl, den Ehrw. Aeltesten Johann Toews, weiland Aeltester der Gemeinde Ladekopf [sic, Ladekopp] in Westpreußen am 19. Februar | 3. März (Sonntag) 2 Uhr Morgens hier aus dem Lande der Pilgrimme [sic] und Fremdlingsschaft in die ewige himmlische Heimath abzurufen. – Nachdem an dem theuern Entschlafenen schon seit Neujahr d. J. eine merkliche Abnahme seiner Kräfte sichtbar wurde, so kam uns und besonders mir nur viel zu früh und unerwartet der Vorbote des nahen Abschiedes von meinem theuern Gemahl. Am 3. | 15. Februar etwa 7 Uhr Abends bekam er einen so heftigen Schlaganfall, verbunden mit Krämpfen, welche bis ½ 12 Uhr Nachts anhielten, so daß wir an der Hoffnung verzweifelten, den theuren Papa auch nur bis zum nächsten Morgen lebend unter uns zu haben. Doch dem Herrn sei Dank! Er erhörte mein armes Gebet und schenkte dem theuern Dahingeschiedenen noch 15 Tage, für die wir Ihm in der Ewigkeit noch danken wollen. Obgleich Anfangs vom Schlage die ganze linke Seite gelähmt, blieb ihm doch die Sprache und die Klarheit des Geistes völlig ungetrübt und sobald er von den schrecklichen Krämpfen nur aufathmen konnte, kam über seine Lippen nur Preis und Dank und Anbetung Gottes und des Lammes, das für uns erwürget wird. Sein fester Glaube, seine Hoffnung und Liebe haben sich treu bewährt bis zum letzten Athemzug; er hat einen guten Kampf gekämpfet, hinfort ist ihm aus Gnaden die Krone der Gerechtigkeit beigelegt.
Toews. – Fresenheim, Preußen, am 1. | 13. März 1889. Sehr werthe Freunde und Geschwister in dem Herrn! Betrübten Herzens und thränenden Auges mache Ihnen hiermit die Anzeige, daß es dem allmächtigen Herrn über Leben und Tod, unserm lieben, himmlischen Vater, nach seiner Weisheit gefallen hat, seinen treuen und wandernsmüden Knecht, meinen theuren Gemahl, den Ehrw. Aeltesten Johann Toews, weiland Aeltester der Gemeinde Ladekopf in Westpreußen am 19. Februar | 3. März (Sonn tag) 2 Uhr Morgens hier aus dem Lande der Pilgrimme und Fremdlingsschaft in die ewige himmlische Heimath abzurufen. – Nachdem an dem theuern Entschlafenen schon seit Neujahr d. J. eine merkliche Abnahme seiner Kräfte sichtbar wurde, so kam uns und besonders mir nur viel zu früh und unerwartet der Vorbote des nahen Abschiedes von meinem theuern Gemahl. Am 3. | 15. Februar etwa 7 Uhr Abends bekam er einen so heftigen Schlaganfall, verbunden mit Krämpfen, welche bis ½ 12 Uhr Nachts anhielten, so daß wir an der Hoffnung verzweifelten, den theuren Papa auch nur bis zum nächsten Morgen lebend unter uns zu haben. Doch dem Herrn sei Dank! Er erhörte mein armes Gebet und schenkte dem theuern Dahingeschiedenen noch 15 Tage, für die wir Ihm in der Ewigkeit noch danken wollen. Obgleich Anfangs vom Schlage die ganze linke Seite gelähmt, blieb ihm doch die Sprache und die Klarheit des Geistes völlig ungetrübt und sobald er von den schrecklichen Krämpfen nur aufathmen konnte, kam über seine Lippen nur Preis und Dank und Anbetung Gottes und des Lammes, das für uns erwürget wird. Sein fester Glaube, seine Hoffnung und Liebe haben sich treu bewährt bis zum letzten Athemzug; er hat einen guten Kampf gekämpfet, hinfort ist ihm aus Gnaden die Krone der Gerechtigkeit beigelegt.


Die Zeit seiner Erdenwallfahrt beträgt 85 Jahre, 2 Monate und 22 Tage. Zur letzten Ruhe wurde er am 24 Februar | 8. März unter zahlreicher Betheiligung der lieben Freunde und Verwandten geleitet. Den Text zur Leichenrede hatte der theure Heimgegangene sich schon lange bei gesunden Tagen ausgewählt, er steht Römer 4, 5. Aeltester Johann Quiring hielt die Leichenrede, Amtsbruder Herr Joh. Epp noch einen kurzen Nachruf. Unter dem Gesange: “Christus, der ist mein Leben”, wurde der Geliebte und viel Betrauerte von den werthen Herren Amstbrüdern hinausgetragen und zu seiner letzten Ruhestätte geleitet. – Der Staub zum Staube, der Geist aber im ewigen Licht und Frieden vor dem Throne Gottes.
Die Zeit seiner Erdenwallfahrt beträgt 85 Jahre, 2 Monate und 22 Tage. Zur letzten Ruhe wurde er am 24 Februar | 8. März unter zahlreicher Betheiligung der lieben Freunde und Verwandten geleitet. Den Text zur Leichenrede hatte der theure Heimgegangene sich schon lange bei gesunden Tagen ausgewählt, er steht Römer 4, 5. Aeltester Johann Quiring hielt die Leichenrede, Amtsbruder Herr Joh. Epp noch einen kurzen Nachruf. Unter dem Gesange: “Christus, der ist mein Leben”, wurde der Geliebte und viel Betrauerte von den werthen Herren Amstbrüdern hinausgetragen und zu seiner letzten Ruhestätte geleitet. – Der Staub zum Staube, der Geist aber im ewigen Licht und Frieden vor dem Throne Gottes.
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Wittwe Marie Toews
Wittwe Marie Toews
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''Christlicher Bundesbote'' obituary: 1889 Jun 13 p. 5
text of obituary:
(Für den "Bundesboten".)
'''Lebensbeschreibung'''
des zu Anfang dieses Jahres zu Fr&ouml;senheim<br />
bei Saratov in Ru&szlig;land verstorbenen<br />
Aeltesten ''Johann Toews.''
Wenn ich der Zeiten gedenke, wo ich so gern zu F&uuml;&szlig;en dieses Gottesmannes sa&szlig; und mir die Heilswahrheiten von ihm in besonders verst&auml;ndlicher und klarer Weise verdolmetschen lie&szlig;; wenn ich weiter gedenke, wie dieser Greis mich segnete zum Dienst des Amtes, das die Vers&ouml;hnung prediget; wenn ich nachdenke, wie dieser theure Verstorbene nicht nur mich, unsere Gemeinschaft, &#151; sondern die ganze Welt in Liebe zu umspannen suchte, so f&uuml;hle ich mich m&auml;chtig angetrieben, demselben eine Gedenktafel in Form dieser Zeilen zu widmen.
Ein alter Bruder war gerne bereit, Beitr&auml;ge hiezu aus jener Zeit zu liefern, die weit vor meinem Ged&auml;chtnisse liegt. Wenn wir recht sind, so wurde der theure Verstorbene geboren zu ''Schoensee'' in Marienburger Werder in Preu&szlig;en im Jahre 1802. Mein Ged&auml;chtni&szlig; verl&auml;&szlig;t mich, wenn ich die Erz&auml;hlungen des Verstorbenen aus jener f&uuml;r Preu&szlig;en so schweren Zeit hier wiedergeben wollte. Reiche Leute gab es damals nicht viel, und die Eltern des Verstorbenen geh&ouml;rten nicht zu solchen. Der Schulunterricht war ein sehr beschr&auml;nkter in den damaligen Dorfschulen; und als der Verstorbene zum Prediger erw&auml;hlt wurde, hatte er M&uuml;he, seine Gedanken auf eine Schiefertafel zu bringen, und nach mannifgachen Verbesserungen in ein Schreibheft, aus welchem er die Predigt dann vortrug.
Ende der 1820er Jahre gr&uuml;ndete er seinen Hausstand an einem Orte in der Gemeinde F&uuml;rstenwerder; kaufte sich jedoch bald eine kleine Besitzung in Br&ouml;skerfelde bei Neuteich in der Gemeinde Ladekopp. Diese Gemeinde w&auml;hlte ihn im Jahre 1830, bevor er noch seinen Wohnsitz nach dort verlegt hatte, zu ihrem Prediger. In dieser Gemeinde hat der l. Verstorbene bis zum Jahre 1869 und zwar nach dem Tode des Aeltesten Wiebe, als ''Aeltester'' im Segen gewirkt. Neben der Predigt &uuml;bte er treulich Seelenpflege unter seinen Gemeindegliedern, die eine ziemliche Zahl und recht zerstreut in den D&ouml;rfern umher wohnten. Er war ein gern gesehener Gast, und hatte von seinem Meister gelernt, in beliebige Tagesfragen geschickt K&ouml;rner g&ouml;ttlichen Samens auszustreuen. Ebenso pflegte er nach Kr&auml;ften das Bruderband in den Nachbargemeinden durch klare, leichtfa&szlig;liche Predigten und Hausbesuche.
Als die Missionsbewegung in Preu&szlig;en sich kund machte, da war er mit einer der Ersten auf dem Plane; konnte so auch schon im Jahre 1836 in seiner Gemeinde einen Missionsverein gr&uuml;nden.
Die christliche Schule auszubauen war seine Lieblings-Idee. Es wurde ihm viele Gelegenheit, wahrzunehmen, wie in jener nationalistisch gesinnten Periode in den Schulen der giftige Keim in die Kinderherzen gelegt wurde; und verstand er es damals schon sehr richtig: "wer die Jugend hat, der hat auch die Zukunft;" und in solcher Ueberzeugung f&ouml;rderte er die christliche Schulsache mit warmer Liebe und Hingebung. Wohl ein halbes Jahrhundert konnte man ihn beobachten sein Ziel, Hebung dieses Zweiges in der Gottesreichssache, verfolgend. Dadurch hat er sich Denkm&auml;ler gesetzt in den Herzen vieler Kinder Gottes. &#151;
Auch eine andere Seite ber&uuml;hre ich, wenn ich weiter bemerke, da&szlig; der liebe Verstorbene, wohnend in einer wasser- und fischreichen Gegend gerne dem Fischfang mit &uuml;blichen Ziehnetzen oblag und auch so noch nebenbei ein wirklicher Fischer war. Als ich 15 Jahre sp&auml;ter mit demselben jene Gegenden bereiste, zeigte er mir noch mit freudiger Erinnerung seine "Fischkan&auml;le", die besonders ergiebig gewesen waren.
Ein tiefes Verst&auml;ndni&szlig; war ihm von jenem Worte des lieben Heilandes geworden: "Lernet von mir, denn ich bin sanftm&uuml;thig und von Herzen dem&uuml;thig;" und er war nach dieser Richtung hin um mit dem Apostel zu reden: "gewaschen am Leibe mit dem reinen Wasser." Seine fleischliche Regung stand in hohem Grade unter der Zucht des Geistes Gottes. Vor seiner Sanftmuth im Tragen und Beurtheilen des N&auml;chsten m&uuml;&szlig;te man sich beugen &#151; er fand immer gute Seiten bei seinem N&auml;chsten und hatte immer Freudigkeit, ihn zu entschuldigen; ja er hoffte immer das Beste von demselben und trug seine Fehler mit Geduld.
In der Auswanderungsperiode nach Ru&szlig;land stand er den Auswandernden mit Rath und That zur Seite. Seine Kinder hatte er auch schon im Frieden ziehen lassen; und sein Interesse f&uuml;r diese Sache nahm stetig zu. In jener Zeit verkehrte er pers&ouml;nlich und schriftlich mit hohen und h&ouml;chsten Personen der russischen Regierung und suchte Privilegien und Vorrechte auf's Beste seinem Volke zug&auml;nglich zu machen. Solche Th&auml;tigkeit machte ihn besonders zum Vertrauten der Auswanderer. Ja man ging so weit, da&szlig; man seine Auswanderung von der Meinung des l. Verstorbenen abh&auml;ngig machte. Es liegt auf der Hand, da&szlig; er in jener Zeit manche Verantwortung auf sich geladen, wenn man bedenkt, da&szlig; er in der letzten Zeit der Auswanderung keine Aussicht auf Beibehaltung der Wehrfreiheit vorhanden war. (Die Regierung richtete sp&auml;ter die bekannten Dienste ein.) Er lie&szlig; sich hier von bestimmenden Principien leiten. Auf Grund seines Verst&auml;ndnisses &uuml;ber die "Offenbarung" hatte er die feste Ueberzeugung, da&szlig; die Zufluchtsst&auml;tte f&uuml;r das "vom Thier verfolgte Sonnenweib" in Ru&szlig;land sein w&uuml;rde, unter den Fl&uuml;geln eines gro&szlig;en Adlers; (damit meinte er den Doppeladler des russischen Reichswappens,) also mu&szlig;ten die in jener Zeit schon aufbrechenden Christen des westlichen Europas nach ''Osten'' ihre Zuflucht nehmen. Er glaubte sich das Hervorbrechen des Antichristus und Kommen des tausendj&auml;hrigen Reiches so nahe, da&szlig; er es noch erleben k&ouml;nne, und freute sich darauf.
Im Jahre 1869 wanderte er, seinen Kindern folgend, als alter Mann aus, (seine Frau war bereits l&auml;ngere Zeit todt) und nahm in Fr&ouml;senheim bei seinen Kindern Wohnung.
Hier nun konnte er wieder an seine Schulaufgabe denken und suchte auch sogleich in dieser Kolonie eine zu begr&uuml;nden. Er fand eine Lehrerin zu dieser Schule in einer jungen Schwester, Marie Peters, die er selbst in Preu&szlig;en hatte ausbilden lassen. Dieser Schwester reichte er im Jahre 70 oder 71 die Hand zum ehelichen Bunde, um einem Lehrerwechsel nicht unterworfen zu sein.
Dieser Schritt wurde ihm von Leuten, die in ihm "mehr als einen Menschen" gesehen hatten, &uuml;bel genommen. Viele Leute hatten beim Ansehen des Gesch&ouml;pfes den Sch&ouml;pfer vergessen, und wie sie vorher Hosiannah riefen, so jetzt das Gegentheil. &#151; Nun, die Schule begann, konnte sich aber auf die Dauer verschiedener Ursachen wegen nicht halten.
In den 70er Jahren wirkte der l. Verstorbene als zweiter Aeltester in jener Gemeinde in der Stille und im Frieden. In jener Zeit war ich Gast in seinem sch&ouml;nen Heim und wurde angenehm &uuml;berrascht von dem friedlichen Sinn und Geistes Gemeinschaft, wie ich's da vorfand; zumal wenn ich eben aus einer Gemeinde kam, wo es gerade st&uuml;rmlich hergegangen war. Aber die ihm von Herzen auf seine alten Tage geg&ouml;nnte friedliche Ruhe sollte nicht von Dauer sein. Eine Bewegung entstand in jener Gemeinde, deren Vertreter einen Platz suchen wollten um der nahen (?) Zukunft des Herrn zu harren. Der theure Verstorbene gab sich alle m&ouml;gliche M&uuml;he, die Bewegung zur&uuml;ckzuhalten; waren es doch zum gr&ouml;&szlig;ten Theile ihm sehr nahestehende Leute. Er hatte harte K&auml;mpfe zu bestehen, aber er unterlag. &#151; Seine Stimmung dr&uuml;ckt er in jener schweren Zeit aus in folgenden Worten: "Wir wollen f&uuml;r sie beten, da&szlig; sie sich dem&uuml;thigen k&ouml;nnen, und aus der Verirrung erretet werden."
Ein ungeahntes Arbeitsfeld fand sich darauf wieder f&uuml;r den Verstorbenen. In Preu&szlig;en hatte die Auswanderung nach Amerika seit 1875 begonnen. Es waren nur wenig dem alten Bekenntni&szlig; treu verbliebene Mennoniten zur&uuml;ck geblieben; diese wenigen zogen sich in einen engen Kreis zusammen und blideten eine kleine, wehrlose Gemeinde aus Ueberresten fr&uuml;her gro&szlig;er Gemeinden. Dieser kleinen Gemeinde mangelte es an einem Prediger; denn die ihr so lange Vorgestandenen waren bereits fortgegangen. Der liebe Verstorbene konnte in seiner Heimath entbehrt werden, so kam er nach Preu&szlig;en und bediente uns l&auml;ngere Zeit mit Wort und Sakrament. Er kn&uuml;pfte so ein Band um dieses H&auml;uflein, das ihn gerne als ihren Mittelpunkt liebte und ehrte. Er hat uns damals gro&szlig;e Treue bewiesen, trug uns unerm&uuml;dlich zu das Wort der Wahrheit mit Sanftmuth.
Er konnte aber nicht dauernd seinen Aufenthalt dort nehmen; die Auswanderung gestaltete sich in einer Weise, da&szlig; man nicht annehmen konnte, diese kleine Gemeinde l&ouml;se sich bald an jenem Orte auf, so glaubte er den Gliedern jener Gemeinde anrathen zu m&uuml;ssen, sich eigene Prediger zu w&auml;hlen. (Die Gemeinde bestand damals aus 60 bis 70 Abendmahlsg&auml;sten.) Die Wahl fand statt und f&uuml;hrte der Verstorbene am 23. April 1882 Br. H. Penner und auch mich in dieses Amt ein, und zwar zu gleichen Pflichten und Rechten, mit der speciellen Aufgabe, der Gemeinde mit Verabreichung des heiligen Abendmahls zu dienen.
Er ging nun zur&uuml;ck in seine Heimath bei Saratov. Da aber ihn Gesch&auml;fte nach St. Petersburg riefen, so machte er im Fr&uuml;hjahr 1884 wieder einen Besuch bei uns, st&auml;rkte uns in Amt und Gemeinde und da nun Br. H. Penner allein dort zur&uuml;ck blieb, (ich wanderte September 1884 aus) so f&uuml;hrte er denselben in das Aeltestenamt ein. Wenn ich hier etwas speciell war, so wollte ich nur sein rastloses Bem&uuml;hen zu helfen, wo es galt, nachweisen.
Im Jahre 1882 feierte er sein 50-j&auml;hriges Jubil&auml;um. Wir in der Gemeinde wollten gerne eine kleinen Feier veranstalten, solches widerstrebte aber seinem kindlich dem&uuml;thigen Sinn, und wurde die Feier denn auch nur sehr klein, mehr im engsten Kreise abgehalten und bestand in einem Lob- und Dankgebet von seiner Seite. Am Morgen dieses Tages war er allein in der Kirche gewesen, wo er vor 50 Jahren gestanden, und hatte in der Stille gebetet.
Wenn wir sagen, es ist ein Gro&szlig;er in unserm Volk in das Grab gesunken, so m&ouml;chte ich noch eine Seite dieses Mannes ber&uuml;hren. Er war in einem Grade wehrlos, da&szlig; selbst Leute anderer Konfessionen auf ihn zeigten und &auml;u&szlig;erten, unter den wenig wehrlosen Mennoniten ist dieses einer. Nachdem seine erste Frau gestorben, verkaufte er seine Wirthschaft und baute sich ein kleines H&auml;uschen dicht neben der Kirche. Da erfuhr man, da&szlig; ihn Leute bestehlen wollten. Die Nachbarn erboten sich, ihm Nachtwache zu halten; er jedoch lehnte solches freundlich aber entschieden ab. Als man ihn sp&auml;ter fragte, was er in Bezug jener Nachricht gethan hatte, da sagte er: ich las mit meiner Wirthin Abends den 91. Psalm: "Wer unter dem Schirm des H&ouml;chsten sitzet," befahlen uns dem Schutz Gottes und haben sanft geschlafen. Als er sp&auml;ter in einer Nacht nicht zu Hause war, da kamen die Diebe; die Wirthin mu&szlig;te ihnen Kasten und Schr&auml;nke &ouml;ffnen, aber sie nahmen nichts mit. So sieht der Herr auf seine Treuen im Lande. Im Jahre 1884 feierte er das letzte Missionsfest in Marienberg mit; er machte den Schlu&szlig;. Der Patriarch, von hoher fester K&ouml;rpergestalt, im wei&szlig;en Haar, m&auml;chtig ergriffen vom Eindruck des Augenblicks &#151; &uuml;bte eine ergreifende Wirkung aus auf alle Anwesende. Was er da gelobet und erbeten, das hat seine Erh&ouml;rung.
Durch eigenth&uuml;mliche Verl&auml;ltnisse gedr&auml;ngt, mu&szlig;te er noch die selbstst&auml;ndige Leitung der Gemeinde bei Saratov &uuml;bernehmen. Aber man suchte dort bald ihn von dieser Arbeit frei zu machen, er befand sich bereits in der ersten H&auml;lfte der 80er Jahre. Sein Augenlicht nahm so ab, da&szlig; er die letzten Jahre nicht schreiben und lesen konnte; gepredigt hat er, so viel ich wei&szlig;, bis zur letzten Zeit. Da wurde sein Leib m&uuml;de; der Geist ging hin den zu schauen, den seine Seele viele Jahrzehnte geliebet hatte. Er betet an zu des Thrones Stufen &#151; wir aber gedenken des Schriftwortes Ebr. 13, 7: "Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; welche Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach."
J. R. T.




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Latest revision as of 11:42, 2 January 2012

Christlicher Bundesbote obituary: 1889 Apr 25 p. 7

Birth date: 1803 Dec 19

text of obituary:

Toews. – Fresenheim, Preußen, [sic, Russia] am 1. | 13. März 1889. Sehr werthe Freunde und Geschwister in dem Herrn! Betrübten Herzens und thränenden Auges mache Ihnen hiermit die Anzeige, daß es dem allmächtigen Herrn über Leben und Tod, unserm lieben, himmlischen Vater, nach seiner Weisheit gefallen hat, seinen treuen und wandernsmüden Knecht, meinen theuren Gemahl, den Ehrw. Aeltesten Johann Toews, weiland Aeltester der Gemeinde Ladekopf [sic, Ladekopp] in Westpreußen am 19. Februar | 3. März (Sonntag) 2 Uhr Morgens hier aus dem Lande der Pilgrimme [sic] und Fremdlingsschaft in die ewige himmlische Heimath abzurufen. – Nachdem an dem theuern Entschlafenen schon seit Neujahr d. J. eine merkliche Abnahme seiner Kräfte sichtbar wurde, so kam uns und besonders mir nur viel zu früh und unerwartet der Vorbote des nahen Abschiedes von meinem theuern Gemahl. Am 3. | 15. Februar etwa 7 Uhr Abends bekam er einen so heftigen Schlaganfall, verbunden mit Krämpfen, welche bis ½ 12 Uhr Nachts anhielten, so daß wir an der Hoffnung verzweifelten, den theuren Papa auch nur bis zum nächsten Morgen lebend unter uns zu haben. Doch dem Herrn sei Dank! Er erhörte mein armes Gebet und schenkte dem theuern Dahingeschiedenen noch 15 Tage, für die wir Ihm in der Ewigkeit noch danken wollen. Obgleich Anfangs vom Schlage die ganze linke Seite gelähmt, blieb ihm doch die Sprache und die Klarheit des Geistes völlig ungetrübt und sobald er von den schrecklichen Krämpfen nur aufathmen konnte, kam über seine Lippen nur Preis und Dank und Anbetung Gottes und des Lammes, das für uns erwürget wird. Sein fester Glaube, seine Hoffnung und Liebe haben sich treu bewährt bis zum letzten Athemzug; er hat einen guten Kampf gekämpfet, hinfort ist ihm aus Gnaden die Krone der Gerechtigkeit beigelegt.

Die Zeit seiner Erdenwallfahrt beträgt 85 Jahre, 2 Monate und 22 Tage. Zur letzten Ruhe wurde er am 24 Februar | 8. März unter zahlreicher Betheiligung der lieben Freunde und Verwandten geleitet. Den Text zur Leichenrede hatte der theure Heimgegangene sich schon lange bei gesunden Tagen ausgewählt, er steht Römer 4, 5. Aeltester Johann Quiring hielt die Leichenrede, Amtsbruder Herr Joh. Epp noch einen kurzen Nachruf. Unter dem Gesange: “Christus, der ist mein Leben”, wurde der Geliebte und viel Betrauerte von den werthen Herren Amstbrüdern hinausgetragen und zu seiner letzten Ruhestätte geleitet. – Der Staub zum Staube, der Geist aber im ewigen Licht und Frieden vor dem Throne Gottes.

Allen unsern lieben und getreuen Freunden in der Nähe und Ferne drücke ich, wenn auch unter Thränen, die Hand, und rufe ihnen tausend Dank und Gottes Segen über Alle! zu, die uns, und besonders dem theuren Entschlafenen so viel Liebe und Theilnahme in Freud und Leid erwiesen haben. Ihrer Liebe und Fürbitte vor dem Herrn sich auch ferner sehr bedürftig fühlend, empfiehlt sich hochachtungsvoll Ihre trauernde Freundin.

Wittwe Marie Toews


Christlicher Bundesbote obituary: 1889 Jun 13 p. 5

text of obituary:

(Für den "Bundesboten".)

Lebensbeschreibung

des zu Anfang dieses Jahres zu Frösenheim
bei Saratov in Rußland verstorbenen
Aeltesten Johann Toews.

Wenn ich der Zeiten gedenke, wo ich so gern zu Füßen dieses Gottesmannes saß und mir die Heilswahrheiten von ihm in besonders verständlicher und klarer Weise verdolmetschen ließ; wenn ich weiter gedenke, wie dieser Greis mich segnete zum Dienst des Amtes, das die Versöhnung prediget; wenn ich nachdenke, wie dieser theure Verstorbene nicht nur mich, unsere Gemeinschaft, &#151; sondern die ganze Welt in Liebe zu umspannen suchte, so fühle ich mich mächtig angetrieben, demselben eine Gedenktafel in Form dieser Zeilen zu widmen.

Ein alter Bruder war gerne bereit, Beiträge hiezu aus jener Zeit zu liefern, die weit vor meinem Gedächtnisse liegt. Wenn wir recht sind, so wurde der theure Verstorbene geboren zu Schoensee in Marienburger Werder in Preußen im Jahre 1802. Mein Gedächtniß verläßt mich, wenn ich die Erzählungen des Verstorbenen aus jener für Preußen so schweren Zeit hier wiedergeben wollte. Reiche Leute gab es damals nicht viel, und die Eltern des Verstorbenen gehörten nicht zu solchen. Der Schulunterricht war ein sehr beschränkter in den damaligen Dorfschulen; und als der Verstorbene zum Prediger erwählt wurde, hatte er Mühe, seine Gedanken auf eine Schiefertafel zu bringen, und nach mannifgachen Verbesserungen in ein Schreibheft, aus welchem er die Predigt dann vortrug.

Ende der 1820er Jahre gründete er seinen Hausstand an einem Orte in der Gemeinde Fürstenwerder; kaufte sich jedoch bald eine kleine Besitzung in Bröskerfelde bei Neuteich in der Gemeinde Ladekopp. Diese Gemeinde wählte ihn im Jahre 1830, bevor er noch seinen Wohnsitz nach dort verlegt hatte, zu ihrem Prediger. In dieser Gemeinde hat der l. Verstorbene bis zum Jahre 1869 und zwar nach dem Tode des Aeltesten Wiebe, als Aeltester im Segen gewirkt. Neben der Predigt übte er treulich Seelenpflege unter seinen Gemeindegliedern, die eine ziemliche Zahl und recht zerstreut in den Dörfern umher wohnten. Er war ein gern gesehener Gast, und hatte von seinem Meister gelernt, in beliebige Tagesfragen geschickt Körner göttlichen Samens auszustreuen. Ebenso pflegte er nach Kräften das Bruderband in den Nachbargemeinden durch klare, leichtfaßliche Predigten und Hausbesuche.

Als die Missionsbewegung in Preußen sich kund machte, da war er mit einer der Ersten auf dem Plane; konnte so auch schon im Jahre 1836 in seiner Gemeinde einen Missionsverein gründen.

Die christliche Schule auszubauen war seine Lieblings-Idee. Es wurde ihm viele Gelegenheit, wahrzunehmen, wie in jener nationalistisch gesinnten Periode in den Schulen der giftige Keim in die Kinderherzen gelegt wurde; und verstand er es damals schon sehr richtig: "wer die Jugend hat, der hat auch die Zukunft;" und in solcher Ueberzeugung förderte er die christliche Schulsache mit warmer Liebe und Hingebung. Wohl ein halbes Jahrhundert konnte man ihn beobachten sein Ziel, Hebung dieses Zweiges in der Gottesreichssache, verfolgend. Dadurch hat er sich Denkmäler gesetzt in den Herzen vieler Kinder Gottes. &#151;

Auch eine andere Seite berühre ich, wenn ich weiter bemerke, daß der liebe Verstorbene, wohnend in einer wasser- und fischreichen Gegend gerne dem Fischfang mit üblichen Ziehnetzen oblag und auch so noch nebenbei ein wirklicher Fischer war. Als ich 15 Jahre später mit demselben jene Gegenden bereiste, zeigte er mir noch mit freudiger Erinnerung seine "Fischkanäle", die besonders ergiebig gewesen waren.

Ein tiefes Verständniß war ihm von jenem Worte des lieben Heilandes geworden: "Lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig;" und er war nach dieser Richtung hin um mit dem Apostel zu reden: "gewaschen am Leibe mit dem reinen Wasser." Seine fleischliche Regung stand in hohem Grade unter der Zucht des Geistes Gottes. Vor seiner Sanftmuth im Tragen und Beurtheilen des Nächsten müßte man sich beugen &#151; er fand immer gute Seiten bei seinem Nächsten und hatte immer Freudigkeit, ihn zu entschuldigen; ja er hoffte immer das Beste von demselben und trug seine Fehler mit Geduld.

In der Auswanderungsperiode nach Rußland stand er den Auswandernden mit Rath und That zur Seite. Seine Kinder hatte er auch schon im Frieden ziehen lassen; und sein Interesse für diese Sache nahm stetig zu. In jener Zeit verkehrte er persönlich und schriftlich mit hohen und höchsten Personen der russischen Regierung und suchte Privilegien und Vorrechte auf's Beste seinem Volke zugänglich zu machen. Solche Thätigkeit machte ihn besonders zum Vertrauten der Auswanderer. Ja man ging so weit, daß man seine Auswanderung von der Meinung des l. Verstorbenen abhängig machte. Es liegt auf der Hand, daß er in jener Zeit manche Verantwortung auf sich geladen, wenn man bedenkt, daß er in der letzten Zeit der Auswanderung keine Aussicht auf Beibehaltung der Wehrfreiheit vorhanden war. (Die Regierung richtete später die bekannten Dienste ein.) Er ließ sich hier von bestimmenden Principien leiten. Auf Grund seines Verständnisses über die "Offenbarung" hatte er die feste Ueberzeugung, daß die Zufluchtsstätte für das "vom Thier verfolgte Sonnenweib" in Rußland sein würde, unter den Flügeln eines großen Adlers; (damit meinte er den Doppeladler des russischen Reichswappens,) also mußten die in jener Zeit schon aufbrechenden Christen des westlichen Europas nach Osten ihre Zuflucht nehmen. Er glaubte sich das Hervorbrechen des Antichristus und Kommen des tausendjährigen Reiches so nahe, daß er es noch erleben könne, und freute sich darauf.

Im Jahre 1869 wanderte er, seinen Kindern folgend, als alter Mann aus, (seine Frau war bereits längere Zeit todt) und nahm in Frösenheim bei seinen Kindern Wohnung.

Hier nun konnte er wieder an seine Schulaufgabe denken und suchte auch sogleich in dieser Kolonie eine zu begründen. Er fand eine Lehrerin zu dieser Schule in einer jungen Schwester, Marie Peters, die er selbst in Preußen hatte ausbilden lassen. Dieser Schwester reichte er im Jahre 70 oder 71 die Hand zum ehelichen Bunde, um einem Lehrerwechsel nicht unterworfen zu sein.

Dieser Schritt wurde ihm von Leuten, die in ihm "mehr als einen Menschen" gesehen hatten, übel genommen. Viele Leute hatten beim Ansehen des Geschöpfes den Schöpfer vergessen, und wie sie vorher Hosiannah riefen, so jetzt das Gegentheil. &#151; Nun, die Schule begann, konnte sich aber auf die Dauer verschiedener Ursachen wegen nicht halten.

In den 70er Jahren wirkte der l. Verstorbene als zweiter Aeltester in jener Gemeinde in der Stille und im Frieden. In jener Zeit war ich Gast in seinem schönen Heim und wurde angenehm überrascht von dem friedlichen Sinn und Geistes Gemeinschaft, wie ich's da vorfand; zumal wenn ich eben aus einer Gemeinde kam, wo es gerade stürmlich hergegangen war. Aber die ihm von Herzen auf seine alten Tage gegönnte friedliche Ruhe sollte nicht von Dauer sein. Eine Bewegung entstand in jener Gemeinde, deren Vertreter einen Platz suchen wollten um der nahen (?) Zukunft des Herrn zu harren. Der theure Verstorbene gab sich alle mögliche Mühe, die Bewegung zurückzuhalten; waren es doch zum größten Theile ihm sehr nahestehende Leute. Er hatte harte Kämpfe zu bestehen, aber er unterlag. &#151; Seine Stimmung drückt er in jener schweren Zeit aus in folgenden Worten: "Wir wollen für sie beten, daß sie sich demüthigen können, und aus der Verirrung erretet werden."

Ein ungeahntes Arbeitsfeld fand sich darauf wieder für den Verstorbenen. In Preußen hatte die Auswanderung nach Amerika seit 1875 begonnen. Es waren nur wenig dem alten Bekenntniß treu verbliebene Mennoniten zurück geblieben; diese wenigen zogen sich in einen engen Kreis zusammen und blideten eine kleine, wehrlose Gemeinde aus Ueberresten früher großer Gemeinden. Dieser kleinen Gemeinde mangelte es an einem Prediger; denn die ihr so lange Vorgestandenen waren bereits fortgegangen. Der liebe Verstorbene konnte in seiner Heimath entbehrt werden, so kam er nach Preußen und bediente uns längere Zeit mit Wort und Sakrament. Er knüpfte so ein Band um dieses Häuflein, das ihn gerne als ihren Mittelpunkt liebte und ehrte. Er hat uns damals große Treue bewiesen, trug uns unermüdlich zu das Wort der Wahrheit mit Sanftmuth.

Er konnte aber nicht dauernd seinen Aufenthalt dort nehmen; die Auswanderung gestaltete sich in einer Weise, daß man nicht annehmen konnte, diese kleine Gemeinde löse sich bald an jenem Orte auf, so glaubte er den Gliedern jener Gemeinde anrathen zu müssen, sich eigene Prediger zu wählen. (Die Gemeinde bestand damals aus 60 bis 70 Abendmahlsgästen.) Die Wahl fand statt und führte der Verstorbene am 23. April 1882 Br. H. Penner und auch mich in dieses Amt ein, und zwar zu gleichen Pflichten und Rechten, mit der speciellen Aufgabe, der Gemeinde mit Verabreichung des heiligen Abendmahls zu dienen.

Er ging nun zurück in seine Heimath bei Saratov. Da aber ihn Geschäfte nach St. Petersburg riefen, so machte er im Frühjahr 1884 wieder einen Besuch bei uns, stärkte uns in Amt und Gemeinde und da nun Br. H. Penner allein dort zurück blieb, (ich wanderte September 1884 aus) so führte er denselben in das Aeltestenamt ein. Wenn ich hier etwas speciell war, so wollte ich nur sein rastloses Bemühen zu helfen, wo es galt, nachweisen.

Im Jahre 1882 feierte er sein 50-jähriges Jubiläum. Wir in der Gemeinde wollten gerne eine kleinen Feier veranstalten, solches widerstrebte aber seinem kindlich demüthigen Sinn, und wurde die Feier denn auch nur sehr klein, mehr im engsten Kreise abgehalten und bestand in einem Lob- und Dankgebet von seiner Seite. Am Morgen dieses Tages war er allein in der Kirche gewesen, wo er vor 50 Jahren gestanden, und hatte in der Stille gebetet.

Wenn wir sagen, es ist ein Großer in unserm Volk in das Grab gesunken, so möchte ich noch eine Seite dieses Mannes berühren. Er war in einem Grade wehrlos, daß selbst Leute anderer Konfessionen auf ihn zeigten und äußerten, unter den wenig wehrlosen Mennoniten ist dieses einer. Nachdem seine erste Frau gestorben, verkaufte er seine Wirthschaft und baute sich ein kleines Häuschen dicht neben der Kirche. Da erfuhr man, daß ihn Leute bestehlen wollten. Die Nachbarn erboten sich, ihm Nachtwache zu halten; er jedoch lehnte solches freundlich aber entschieden ab. Als man ihn später fragte, was er in Bezug jener Nachricht gethan hatte, da sagte er: ich las mit meiner Wirthin Abends den 91. Psalm: "Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet," befahlen uns dem Schutz Gottes und haben sanft geschlafen. Als er später in einer Nacht nicht zu Hause war, da kamen die Diebe; die Wirthin mußte ihnen Kasten und Schränke öffnen, aber sie nahmen nichts mit. So sieht der Herr auf seine Treuen im Lande. Im Jahre 1884 feierte er das letzte Missionsfest in Marienberg mit; er machte den Schluß. Der Patriarch, von hoher fester Körpergestalt, im weißen Haar, mächtig ergriffen vom Eindruck des Augenblicks &#151; übte eine ergreifende Wirkung aus auf alle Anwesende. Was er da gelobet und erbeten, das hat seine Erhörung.

Durch eigenthümliche Verlältnisse gedrängt, mußte er noch die selbstständige Leitung der Gemeinde bei Saratov übernehmen. Aber man suchte dort bald ihn von dieser Arbeit frei zu machen, er befand sich bereits in der ersten Hälfte der 80er Jahre. Sein Augenlicht nahm so ab, daß er die letzten Jahre nicht schreiben und lesen konnte; gepredigt hat er, so viel ich weiß, bis zur letzten Zeit. Da wurde sein Leib müde; der Geist ging hin den zu schauen, den seine Seele viele Jahrzehnte geliebet hatte. Er betet an zu des Thrones Stufen &#151; wir aber gedenken des Schriftwortes Ebr. 13, 7: "Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; welche Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach."

J. R. T.