History of Tragheimerweide congregation from Mennonite Encyclopedia
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Translation of Tragheimerweide record book prepared by Esther Patkau, Ernest H. Baergen, and the Mennonite Historical Society of Saskatchewan (MS Word file). This is a translation, not a transcription, so it contains interpretations and assumptions by the translators that may not match the original book exactly.
Scans of the original books now at Weierhof used to be available on the web but have been removed. See Abschriften der Preussisch-Mennonitische-Kirchenbücher.
This volume at Weierhof apparently has not been microfilmed: TR 02, OK 71, Geburten Taufen Trauungen Todesfälle 1863-1944, Mitgliederliste 1935.
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KB TR 1.0 or OK 70. Geburten, Taufen, Trauungen, Todesfälle 1766-1862.
Tragheimerweide, Dorf in der Stuhmschen (s. d.) Niederung zwischen Marienburg (s. d.) und Marienwerder (s. d.) in Westpreußen (s. d.), Sitz der ehemaligen Mennonitengemeinde gleichen Namens. -- In der Stuhmschen Niederung wurde seit 1724 die letzte große Ansiedlung von Mennoniten in Westpreußen geschaffen. Es waren vor allem Weideländereien, die die Mennoniten jetzt unter den Pflug nahmen, auf denen sie weit verstreut ihre Einzelhöfe bauten: Haus, Stall und Scheune unter einem Dach vereint. Den eigentlichen Auftakt zur Besiedlung dieser moorigen und nassen Länereien gab die Rückwanderung der Mennoniten aus Preußisch-Litauen (s. Art. Litauen), die seit 1713 dort faßen, jetzt aber 1724 die Memelniederung wieder verlassen mußten.
Am 10. Nov. 1724 wurden von Vertretern des Großen Werders zwei Drittel der Tragheimerweide an die aus Preußisch-Litauen zuwandernden Salomon Becher und Jacob Jantzen für 2200 preuß. Gulden verkauft. Im selben Jahr wurden 14 Hufen von Rudnerweide (s. d.) an Mennoniten aus der Tilsiter Niederung (s. Art. Tilsit) zur Besiedlung ausgegeben, die sich den Werbern Friedrich Wilhelm I. (s. d.) und der Potsdamer Riesengarde entziehen wollten. Weitere Weideländereien wurden in diesen Jahren an Mennoniten ausgegeben in Schweingrube (s. d.), Zwanzigerwiede (s. d.), Montauerweide, Zieglershuben, Klein-Schardau und Groß-Schardau, (s. Art. Schardau), so daß hier im zweiten Viertel des 18. Jhs. Ein geschlossenes mennonitisches Siedlungsgebiet entstand.
Eine Gemeinde friesischer Richtung (s. Art. Friesische Mennoniten) -- die Siedler stammten ursprünglich zum großen Teil aus den Gemeinden Montau (s. d.) und Schönsee (s. d.) -- bildete sich; ihr wurde bereits 1728 vom Bischof von Culm der Bau eines Bethauses gestattet. Dieses wurde 1763 erneuert und erweitert, und in jener Zeit auch ein Friedhof angelegt. Während dieses Gotteshaus noch im Stil der mennonitischen Holzkirchen erbaut wurde, wurde die neue Kirche, die 1866 an der Stelle der alten entstand, als Ziegelbau im gotischen Stil aufgeführt. 1892 erhielt die Kirche eine gute Orgel, seit 1762 führte die Gemeinde ein Kirchenbuch mit Geburts-, Tauf-, Trau- und Sterberegistern, seit 1830 auch Angaben über Wahlen, Zu- und Abgang und Zahl der Abendmahlsgäste. In Krefeld (Menn. Forschungsstelle) sind heute Register von 1778 bis 1944 vorhanden.
Die junge Gemeinde hatte in den ersten Jahrzehnten ihrer Geschichte (1773-1779) eine schwere innere Krise zu bestehen. Als damals die friesischen Gemeinden in Westpreußen die Mischehe (s. d.) mit Katholiken und Lutheranern abschaffen wollten, widersetzten sich allein drei Mitglieder aus Rosenkranz (s. d.) in der Mennonitengemeinde Tragheimerweide diesem Beschluß. Die Rosenkranzer gewannen immer größeren Anhang, so daß man daranging, einen eigenen Lehrdienst zu wählen. -- Eine Versammlung friesischer Ältester in Schweingrube 1779 verhinderte die Trennung. Der Standpunkt der Rosenkranzer siegte. Die Mischehe wurde wieder in allen friesischen Gemeinden gestattet.
Die Gemeinde besaß zwei Filialen, die eine in Marienwerder, die andere in Zandersfelde. In Marienwerder hielt die Gemeinde Andachten in einem gemieteten Raum, zuletzt in der Mittelschule ab. Die Filiale in Zandersfelde war aus der ehemaligen flämischen Gemeinde (s. Art. Flaminger) Jerschewo hervorgegangen, die später Pastwa (s. d.) und dann Gutsch und schließlich Zandersfelde hieß. Das Dorf, auf dessen Grund die Kirche stand, hatte jeweils den Namen gewechselt. Diese kleine flämische Gemeinde war nach 1700 von den in der Stuhmschen Niederung wohnenden Mennoniten gebildet worden, die sich der Gemeinde Heubuden (s. d.) anschlossen, da die nächstliegende Gemeinde Tragheimerweide friesisch war. Die Täuflinge wurden von den eigenen Predigern (meistens waren es zwei) in Jerschewo unterrichtet, aber in Heubuden von den dortigen Ältesten getauft. Die Andachten wurden zunächst in den Häusern abgehalten, bis die Gemeinde 1854 in Pastwa eine kleine Holzkirche baute, die bis 1945 zu Gottesdiensten benutzt wurde. 1899 schloß sich diese kleine Gemeinde mit etwa 100 Seelen der Gemeinde Zwanzigerweide (s. d.) an, so von 1842-1929 genannt, weil 1892 die Dörfer Tragheimerweide und Zwanzigerweide zu dem Dorf Zwanzigerweide zusammengeschlossen wurden; 1929 wurde wieder der Name Tragheimerweide angenommen, als diese zur Erlangung der Korporationsrechte ihren Gemeindebezirk abgrenzen mußte.
In den Jahre 1807 und 1808 erfuhr die Gemeinde Tragheimerweide, die gelegentlich auch die Stuhmer Gemeinde genannt wurde, eine Schwächung durch Auswanderung mehrerer Familien nach Südrußland (s. Art. Rußland). Sie zählte (1940) 510 Seelen. Die Mitglieder, meist Landwirte, verteilten sich auf 27 Dörfer und zwei Städte in den Kreisen Stuhm, Marienwerder und Mewe. Sie wurde von einem Ältesten und fünf Predigern bedient und war der Konferenz der ost- und westpreußischen Mennonitengemeinden (s. d.) angeschlossen. Mit dem Ausgang des zweiten Weltkrieges erfuhr auch die Gemeinde Tragheimerweide durch Flucht und Vertreibung der Deutschen aus diesem Gebiet ihr Ende.
Die Ältesten der Gemeinde in ihrer über 200jährigen Geschichte waren: Peter Tjart ca. 1740-1755; Hans Ewert 1750-1776; Marten Albrecht 1776 bis ca. 1782; Jakob Ewert, Prediger 1776, Ältester 1788-1800; Julius Adrian, Prediger 1795, Ältester 1800-1843; Jonas Quiring, Prediger 1808, Ältester 1843-1860; David Ewert, Prediger 1840, Ältester 1860 bis 1903; David Pauls 1903-1909; Gustav Wiebe von Marienwerder 1910-1913; Franz Ewert von Marienwerder 1903-1909; Albert Bartel von Unterberg bei Rehhof 1940-1945, z. Z. (1962) Ältester der Flüchtlingsgemeinde Bremen, wohnhaft in Espelkamp.
Lit.: Bruno Ewert, Geschichtliches aus der Mennonitengemeinde Heubuden/Marienburg in: Gem.-Kal. 1940 S. 48 ff.; Hermann G. Mannhardt, Jahrbuch der Mennonitengemeinden in West- und Ostpreußen 1883 S. 17. 19; 1888 S. 14; Menn. Bl. 1866, 1892, 1928, 1929; Der Mennonit 12. 1959 S. 20; Gem.-Kal. 1957; Menn. Adreßbuch, Karlsruhe 1936; Mündliche Mitteilungen von Reinhard Tgahrt, früher Rudnerweide, jetzt Enkenbach, Pfalz; Holländische Naamlijst; Namensverzeichnis, Elbing 1843 S. 23; Namens-Verzeichnis 1857, Danzig 1857 S. 14; Heinrich H. Schröder, Auszüge aus dem Kirchenbuch der Gemeinde Tragheimerweide 1792-1801 in: Menn. Warte, Winnipeg 1936 S. 322 bis 324, 354-357; ders., Aus den Tauflisten der Gemeinde Tragheimerweide in: Menn. Warte, Winnipeg 1938 S. 32 ff.; Herbert Wiebe, Das Siedlungswerk niederländischer Mennoniten im Weichseltal zwischen Fordon und Weißenberg bis zum Ausgang des 18. Jhs., Marburg 1952 S. 40. 42. 85.